Sankt Petersburg 2010

30. März bis 07. April 2010

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Dienstag, 30.03.

Gegen 8.00 Uhr werden alle geweckt. Papa geht mit Elvis aufs Feld, es ist neblig. Wir frühstücken und packen die letzten Sachen zusammen. Jule hat von allen die schlechteste Laune, denn sie kommt nicht mit und muss außerdem heute zum Zahnarzt. Um 9.30 Uhr kommt Ruck-Zuck-Taxi-Schmuck mit einem Kleinbus und wir verabschieden uns von Jule und Elvis.

Unser Flieger geht vom Terminal C und unser Taxichauffeur legt sich mit einem Berliner Zunftgenossen an, weil er zu dicht auffährt. Wir checken um 10.30 ein und haben noch 2 Stunden Zeit. Boarding Time ist 11.45 Uhr. Mama fotografiert vor dem Terminal alles mögliche und erregt schon das Interesse des Sicherheitspersonals. Dann lässt sie auch noch ihren Koffer unbeaufsichtigt draußen stehen. Bevor ein Security-GAU den Flughafen lahmlegt, bemerken wir ihren Fehler.

Wir besteigen die Boeing und starten pünktlich. Maxi sitzt am „Fenster“. Der eigentliche Flug dauert ca. 1 Sunde und 45 Minuten.

In Sankt Petersburg liegt noch vereinzelt Schnee, aber es scheint die Sonne. Passkontrolle und Kofferwarterei dauern nicht mehr als eine halbe Stunde. Vor dem Flughafengebäude wird man sofort von Taxifahrern angesprochen, aber wir sind vorgewarnt und fahren mit einem einzigartigen „Bus“ bis zur Metrostation „Moskowskaja“. Das kostet 27,- Rubel/Person (Das sind vielleicht 0,65 Euro). Dort gehen wir zu einem Taxi und werden für 800 Rubel mitgenommen. Wir werden den Moskowskii Prospekt hinauf gefahren. Links und rechts hauptsächlich Bauten aus der Stalin-Ära. Alle Autos starren vor Dreck.

Das Hotel von außen bzw. die Umgebung machen keinen besonders Vertrauen erweckenden Eindruck. Drinnen versteht man halbwegs Englisch und teilt uns radebrechend mit, dass erstmal 120,- Rubel/Person für die Registrierung fällig sind. Zimmer ist o.k. Internet via WLAN geht natürlich nicht. Wie ziehen noch mal los und riskieren unser Leben beim Überqueren der Straßen. Die Luft stinkt nach Diesel und die meisten Häuser, an denen wir vorbeikommen sind in einem bedauernswerten Zustand. Die Känale sind teilweise noch zugefroren und an den Gehwegrändern liegt tonnenweise Hundescheiße. Ein einladendes Restaurant finden wir nicht. Am Mariinski-Teatr wird viel gebaut. Wir überqueren zweimal die Newa über die Blagoweschtschenski-Brücke. Einige Kirchenkuppeln glänzen in der Abendsonne. Zurück im Hotel bekommen wir auch in unserem Restaurant nichts mehr essen, Mama und Papa ziehen noch mal los und plündern einen 24-h-Shop. Maxe zappt sich durch das russische TV-Programm.

Unser erster Eindruck dieser hochgelobten Stadt ist erstmal verhalten.

 

Mittwoch, 31. März 2010

Wir stehen gegen 8.30 Uhr auf. Papa hat wegen dem zu weichem Bett nicht so gut geschlafen. Frühstück ist wie erwartet reichhaltig, u.a. Würste und gekochte Nudeln mit Schinken. Im Fernseher läuft ein Kriegsfilm mit Oleg Popow(?). Um 9.45 Uhr bringt uns ein kostenloser Shuttle-Bus zur Metro-Station „Sennaja Ploschatch“. Dort kaufen wir drei Metro-Jetons für je 22 Rubel und fahren mit einer gigantischen Rolltreppe gefühlte 500 m in die Tiefe. Da oben schönes Wetter ist, verwerfen wir unseren Museums-Plan (Hermitage) und fahren auf die andere Seite der Newa auf die Petrograder Seite. Dort suchen wir den Panzerkreuzer „Aurora“ auf und Maxe kauft sich ´ne schwarze Schapka mit Sowjet-Konkarde. Auf dem Kreuzer gibt es eine Ausstellung und zwei Souvenir-Shops. Unser nächstes Ziel ist die nicht weit entfernte Peter und Pauls-Festung, sozusagen die Urzelle St. Petersburgs. An deren Mauer haben gerade einige „Walrösser“ ihr Eiswasserbad beendet. Auf der Festungsinsel befinden sich die Gräber der letzten Zarenfamilie, aber die Kirchen waren geschlossen. Um Punkt 12.00 Uhr fangen die Glocken an zu bimmeln und mit einem Mal gibt es einen gewaltigen RUMMS. Daraufhin fangen einige Pkw-Alarmanlagen an zu heulen. Uns fällt ein, dass jeden Tag um 12.00 Uhr auf dieser Festung ein Kanonenschuss abgefeuert wird. Wir laufen über so etwas wie einem Strand um die halbe Festungsinsel und verlassen diese. Auf dem Eis steht ein Eisangler. Vorbei an einem Fitness-Center-Restaurant-Segelschiff-Nachbau laufen wir über die Börsenbrücke (Birschewoi most) und an den beiden Rostra-Säulen und Börse vorbei zur Schlossbrücke. Auf dieser kommt uns ein Pferd mit Reiterin entgegen. Links vor uns liegt das Winterpalais. Mama drückt die Blase. Wir überqueren den Schlossplatz und biegen in die Morskaja Uliza ein. Wir haben uns einen Happen verdient und setzen uns in einen Restaurant-Keller. Mama isst irgendsonen Hirsepamps, Maxe Lasagne und Papa Schweinemedaillons. Die Rechnung beträgt 1080,- Rubel. Trinkgeld wird vom Kellner abgelehnt. Gestärkt verlassen wir den Keller und biegen in den Newskii-Prospekt ein, ein 4,5 km langer berühmter Einkaufsboulevard. Der Verkehr nervt. Diesel-Autos dominieren und Katalysatoren gibt es bei russischen Autos offensichtlich noch nicht. Kurz: Die Luft ist dreckig. Beim Überqueren eines Kanals – an der Ecke steht ein sehr schönes Jugendstil-Haus, das Dom Knigi – sehen wir links die Erlöser-Kirche, eine der eindrucksvollsten orthodoxen Kirchenbauten der Welt. Der Eintrittspreis erscheint uns zu hoch (360,- Rubel/Person) und Maxe hat sowieso keine Lust. Also laufen wir einmal rum und kaufen auf einem Souvenirmarkt für ungefähr das gleiche Geld jede Menge Matrjoschkas für die Lieben daheim. Die Händlerin hat den Umsatz des Monats gemacht und wird von ihren Kolleginnen anerkennend beneidet.

Wir laufen zurück zum Newskii-Prospekt und betreten ein Kaufhaus namens „Gostiny Dwor“, das ganz offensichtlich nicht für den Petersburger Normalverbraucher konzipiert wurde. Auch wir fühlen uns deplaziert.

Unter diesem Kaufhaus befindet sich eine Metro-Station und wir verschwinden wieder im Untergrund und fahren mit der M2 zum Sennaja Ploschatch. Von dort fahren wir mit einem etwas zwielichtigem Taxi für 400,- Rubel zurück zum Hotel, gehen aufs Zimmer und pennen auf der Stelle ein…

Nach 2 Stunden kommen wir wieder zu uns und gehen zum nächsten 24-Stunden-Univermag. Dort holen wir Brot, Würste und Kwas.

Jetzt schauen wir auf dem russischen Kulturkanal eine Dokumentation über die Berliner Staatsoper Unter den Linden.

 

Donnerstag, 01.April 2010

Wir schlafen bis gegen 9.00 Uhr und verpassen somit die Chance, das letzte Vormittags-Umsonst-Taxi um 9.45 Uhr ohne Stress zu schaffen. Das Frühstück ist wieder lecker. Auffallend ist eine gewisse Reserviertheit, ich will nicht sagen Unhöflichkeit des Personals. Wenn wir aber „Dobri utro“ sagen, strahlen sie übers ganze Gesicht und grüßen zurück.

Wir latschen los Richtung Winterpalais und riskieren beim Überqueren der Straßen mehrfach unser Leben, mit Sicherheit aber eine Staublunge. Das Wetter ist prächtig, wir haben strahlend blauen Himmel. Nachdem wir die Isaak-Kathedrale passiert haben, erreichen wir den Schlossplatz, machen ein paar Fotos und gehen zum Eingang der Eremitage. An der Kasse bedeutet man uns, dass heute freier Eintritt ist (kein April-Scherz). Die Jacken werden an der Garderobe abgegeben und los geht’s: Der große Eingangs-Treppen-Saal wird gerade restauriert, aber der Rest dieser einzigartigen Kunstsammlung ist überwältigend. Man geht von Saal zu Saal und ist permanent beeindruckt. Wir lassen uns mehr oder weniger treiben, schauen hier und dort und mit einmal fragt Maxe beiläufig, wo denn die Kamera ist. Riesenschreck! Wir hetzen durch die zuletzt besuchten Räume und sehen endlich die Tasche auf einer Bank liegen. Daneben steht eine Angestellte des Museums und telefoniert aufgeregt. Gottseidank glaubt sie uns, dass es sich um einen harmlosen Camcorder handelt und auch wir sind erleichtert. Dann streifen wir weiter durch die Säle voller Kunstschätze. Nach gut 3 Stunden sind wir kulturell gesättigt und Maxe sagt, er hätte Hunger. Auf Grund des heutigen freien Eintritts beginnt sich die Eremitage zu füllen, vor dem Eingang hat sich bereits eine Schlange gebildet. Im Museums-Shop kaufen wir einen Bildband für 880,- Rubel.

Draußen laufen wir über den Schlossplatz und werden wieder wie gestern von den kostümierten Statisten wegen „Foto“ angesprochen – spaziba.

Am naheliegenden Nevskii-Prospekt gehen wir in einen Jugendstilbau, in dem sich mehrere Flug-Agenturen befinden, aber auch eine kafebar, die Essen anbietet. Drinnen können wir jeder für unglaubliche 149,- Rubel ein lunch-Menü bestehend aus Supa frikadelski, pelmeni und tschai zu uns nehmen. Der Kneiper fragt uns ob wir Ost- oder Westdeutsche wären. Danach isst jeder von uns noch ein Moroshenoje. Mama bedankt sich komischerweise immer mit „sehr groß“ (Otschen balschoi).

Wir laufen zum Reiterstandbild Peters des Großen am Newa-Ufer und machen ein paar Fotos. Mittlerweile ist es in der Sonne so warm geworden, dass wir unsere Jacken ausziehen müssen und im T-Shirt weiterlaufen. Auf der Newa treiben große Eisschollen Richtung Ostsee.

Da Maxe ins Hotel möchte, gehen wir entlang des Flusses und kommen an einer Hochzeitsgesellschaft der Russenmafia vorbei. Drei Super-Stretch-Limousinen, Kamera-Teams usw. sind der Beweis, dass hier keine normalen Petersburger heiraten. Auf unserem weiteren Fussweg zum Hotel begleitet uns ein ziemlich verängstigter Straßenköter, der sich dann aber wieder trollt.

Zurück im Hotel fallen wir wieder mal in einen koma-ähnlichen Zustand.

Abends fahren Mama und Papa noch einmal mit dem Kostenlos-Shuttle zum Heumarkt (Sennaja Pl.) und von dort mit der Metro zum Alexander-Newski-Platz. Dort geht die Sonne gerade unter. Wir gehen in eine nahe Kirche, wo gerade ein Gottesdienst zu Ende ging. Viele der Gläubigen bekreuzigen sich ständig beim Verlassen der Kirche bzw. warten vor einer Ikone, um diese zu küssen. Der dicke Pope schreitet mit Gefolge aus einem Nebeneingang. Eine junge Bettlerin spricht uns direkt an.

Danach fahren wir wieder mit einer dieser gigantischen Rolltreppen in die Unterwelt und dort mit der Metro zur Petrograder Seite, wo wir gestern schon waren, zur Peter-und-Pauls-Festung. Draußen isses dunkel und alle Kirchen und Paläste werden schön anjestrahlt. Auch die gegenüberliegenden Gebäude strahlen fürstlich und spiegeln sich in der mittlerweile fast eisfreien Newa. Hat was! Viele Pärchen sind auf der Festungsinsel unterwegs.

Zurück zur Metro, Geld gezogen, dann Taxi vom Heumarkt zum Hotel. Dem Taxi-Fahrer drücken wir einen 10-Euroschein in die Hand. Vorher noch 24-Stunden-Magasin geplündert. Maxe guckt eine Dokumentation auf „Rossija 1“ über die sowjetischen Panzer im Großen Vaterländischen Krieg.

 

Karfreitag, 02. April 2010

Bis nach 10.00 Uhr geschlafen und spät gefrühstückt. An der Rezeption nach der besten Verbindung nach Zarskoje Selo erkundigt und mit einem Marschrutka zum Heumarkt getuckert. Von dort mit Metro zum Witebsker Bahnhof. Hier startet ein Regionalzug Richtungs Pawlowsk. Fahrkarten kosten insgesamt 207,- Rubel (Hin und Zurück). Zug startet um 12.15 Uhr und fährt vorbei an trostlosen Plattenbau-Vororten und eingefallenen Datschensiedlungen. Im Zug sitzen noch Ösis. Nach ca. einer ¾ Stunde sind wir am Ziel und entern erneut einen Marschrutka, der uns zum Katherinenpalast bringt. Der Park liegt noch unter Schnee, die Skulpturen sind alle eingehaust und auch der Palast versteckt sich zu großen Teilen hinter Baugerüsten und Planen. Auch die goldenen Türmchen sind verbrettert.

Nachdem wir endlich den Eingang dieses riesigen Palastes gefunden haben, lösen wir die Tickets für 2 Erwachsene und einen Studenten (ca. 1400,- Rubel), geben unsere Jacken und Mamas Rucksack ab und ziehen uns die wunderschönen hellblauen Puschen an. Die Räume des Schlosses und der riesige Saal sind aufwändig restauriert und erstrahlen im alten Glanz. Ein Höhepunkt ist das leider nur nachgebaute berühmte Bernsteinzimmer. Der Palast ist während der Belagerung Leningrads fast vollständig zerstört worden, was man auf ausgestellten Fotos sehen kann.

Nach ca. 2 Stunden haben wir alles gesehen und kaufen im Shop eine Broschüre über Zarskoje Selo sowie einige Ansichtskarten. Draußen lungern die üblichen Souvenirhändler und wir kaufen einen Tartarendolch, Made in China, für Julius. In einem kleinen Bistro essen wir Blini(Eierkuchen) mit Schinken bzw. Pilzen oder Honig, eine heiße Schokolade plus Cola für insgesamt 270,- Rubel.

Mit Marschrutka zurück zum Woksal und dann nach Petersburg. Am Witebski Woksal kauft Mama noch Piroggen und Schoschkis (?) mit irgendwas gefüllt. Komischerweise begrüßt Mama alle Verkäuferinnen mit „Do Swidanja“ und verabschiedet sich mit „Sehr groß“.

In der Metro und am Sennaja Ploschatj tobt die Rush hour. Wir haben endgültig genug von den Menschenmassen.

Langsam haben wir die günstigsten Transportmöglichkeiten geschnallt, verzichten auf die Taxis und fahren für einen Bruchteil des Taxi-Preises mit einem Marschrutka zurück zum Hotel. Dort fallen wir wieder sofort ins Koma.

Das war der Karfreitag.

Sonnabend, 03. April 2010

Heute aber richtig lange geschlafen, bis 10.30 Uhr. Maxe bekommt denn auch keine Würstchen mehr beim Frühstück und verzichtet ganz. Im Frühstücksraum-Fernseher läuft ein russischer Märchenfilm. Wir laufen zum Konsum an der Uliza Dekabrista und steigen dort ins Marschrutka K-1, der uns zum Heumarkt fährt. Von dort mit Metro zum Newskii-Kloster am Beginn des Newskii-Prospektes. Hier gibt es einen Nekropole, wo viele berühmte russische Künstler beerdigt sind. Dafür muss man aber auch Eintritt zahlen (200,- Rubel/Person). Im Klosterhof herrscht wegen Ostern Hochbetrieb. Wir fahren zum Gostiniy Dwor und laufen zum Russischen Museum in der Nähe der Erlöserkirche. Im nahen Souvenir-Shop kaufen wir ´ne Petersburg-Uhr für Ines und ein Kalaschnikow-T-Shirt für Julius (ist besser als der chinesische Tartarendolch). Das Museum startet bescheiden, wird dann aber immer besser als wir die Bereiche mit den russischen Malern des 20. Jahrhunderts erreichen, ein Ölschinken größer und schöner als der andere. Leider haben wir nicht mehr genug Zeit, alles in Ruhe anzugucken und kaufen deswegen einen Bildband über die Ausstellung. Zurück zum Hotel und feingemacht fürs Theater.

Während Maxe im Hotel bleibt gehen wir los, um uns unsere vorbestellten Karten abzuholen, haben dann aber noch genug Zeit, gehen in einen Irish-Pub gegenüber dem Theater und essen St-Patricks-Salat bzw. Shambock-Burger. Auf dem Großbildschirm läuft eine Zeit lang Bundesliga: Bayern München gegen Schalke (Bayern gewinnt) aber keinen interessierts.

Im Theater sehen wir „La Boheme“ in italienischer Sprache mit russischen Obertiteln (Handlung: Rodolfo liebt Mimi, Mimi stirbt). Sehr schöne Musik, sehr schönes Theater (erbaut um 1860). Wir sitzen in der zweiten Balkonreihe direkt neben der Zarenloge. Das Theater ist ausverkauft.

Auf dem Rückweg kaufen wir in unserem 24h-Shop noch Wasser, Bier sowie Würstchen und Eis für Maxe.

 

Ostersonntag, 04. April 2010

Wir versuchen, etwas zeitiger aufzustehen und schaffen es tatsächlich um 9.00 Uhr. Maxe schlägt heute bei den Frühstücks-Würstchen richtig zu. Im Fernseher läuft eine Kinder-Quizshow. Danach gehen wir aufs Zimmer und schlafen wieder ein. Gegen 12.30 Uhr verlassen wir das Hotel und werfen an der naheliegenden Potschta Ansichtskarten in den blauen Briefkasten. Dann gehen wir zu der Synagoge, an der wir schon einige Male vorbeigekommen sind, trauen uns aber nicht, ohne Mützchen reinzugehen. Neben der Synagoge gibt es ein Koscher Magasin. Wir laufen weiter zur Nikolaus-Marine-Kathedrale, wo gerade heftig Ostern gefeiert wird. Ein Pope läuft mit tiefem Singsang durch die Kirche und bespritzt alle mittels eines Besens mit Weihwasser. Auch wir kriegen unseren Schwapp und Papa muss sich die Brille abwischen. Dahinter läuft ein anderer Kuttenträger mit ´nem großen Rubel-Sammelteller. Draußen machen wir noch ein paar Fotos von der schönen Kirche und gehen Richtung Heumarkt. Unterwegs essen wir an einem Imbiss Blini Schwabskaja. Der Park am Jussupow-Palast (wo 1914 Rasputin vergiftet, erschossen und ersäuft wurde) war für uns verschlossen. Am Heumarkt fahren wir wieder Monster-Rolltreppe in den Underground und kommen an der Station Tschernyschewskaja wieder ans Tageslicht. Von dort laufen wir lange, lange u.a. am Taurischen Palais vorbei zum Smolny Kloster. Dessen Kirche ist jetzt mal wirklich schön – aber keine Kirche mehr, sondern ein Konzert-Saal. Nebenan steht das Smolny-Institut, wo uns Marx, Engels und natürlich Lenin begrüßen.

Auf dem Rückweg verlaufen wir uns und landen am Ploschatj Wosstanija, wo es eine Metrostation gibt. Zurück zum Heumarkt. Im dortigen Kaufhaus gehen wir in einen Appleshop und stellen fest, dass man auch in Russland für ein iPhone ca. 500,- Euro bezahlen muss. In einem Spieleladen kauft sich Maxe „Wolfenstein“ für Windows für 150,- Rubel. Im Marschrutka geht’s zurück zum Hotel. Kurz vorher noch knapp 1000,- Rubel im 24-h-Shop (u.a. für Bonbons und Würste) versenkt. Maxe chattet mit Rebecca und Nils (hat heut Geburtstag). Jetzt gucken wir „Last Samurai“ mit Scientology-Tom auf „REN PETERBURG“.

 

Ostermontag, 05. April 2010

Wir beschließen, den Peterhof-Ausflug auf morgen zu verschieben, da Montags alle russischen Museen geschlossen haben. Nach dem Frühstück mit´m Bus zum Newskii-Prospekt, von dort mit Metro zur Peter-und-Pauls-Festung und dort auf den großen RUMMS gewartet. Aus irgendeinem Grund wird das ganze von einer Art Theatergruppe mit vier Trommel-Miezen begleitet. Punkt 12.00 Uhr rummst es. Man spürt regelrecht die Schallwelle. Wir fahren zurück zum Newski-Prospekt und suchen die Brücke mit den geflügelten Löwen, die wir hinter der Kasaner Kathedrale finden. Anschließend gehen wir in ein Restaurant mit russischer Küche und Ambiente. Wir essen Soljanka, Wareniki mit Kraut und Pilzen und Max ein Hühnerschnitzel mit Reis. Dann laufen wir den halben Newski-Prospekt bis zum Ploschatj Wosstanija, der uns bekannt vorkam. In einem Elektronik-Laden stellen wir wieder fest, dass Laptops, Handys und Kameras exakt das gleiche wenn nicht gar ein höheres Preisniveau wie in Deutschland haben. Daneben in einem Souvenir-Shop werden noch einige Mitbringsel erstanden. Zurück zum Hotel via Metro und Marschrutu. Das Zimmer ist noch nicht gemacht. Koma…

Gegen 18.00 Uhr brechen Mama und Papa noch mal auf weil so schönes Wetter ist. Tatsächlich ist fast sämtlicher Schnee, der anfangs noch viele Gehwege unpassierbar machte, in den letzten Tagen weggetaut. Geblieben ist eine Menge Dreck, der aber auch so nach und nach beseitigt wird. Immer öfter bekommt man den Eindruck, dass St. Petersburg doch ganz ansehnlich ist. Wir beide laufen entlang der Newa und kommen zum eisernen Großen Peter. Die dahinterliegende Isaak-Kathedrale (drittgrößter Kuppelbau der Welt, nach Petersdom in Rom und St.Pauls in London) ist bereits geschlossen. Macht nichts, Geld gespart und so laufen wir über die Schlossbrücke zu dem Platz vor der Börse mit den beiden Rostra-Säulen. Hier gabelt sich die Newa in die Bolschaja und die Malaja Newa. Die vergoldeten Dächer der Peter-und-Pauls-Kathedrale glänzen in der Abendsonne und spiegeln sich im Fluss. Alles wäre schön, wenn sich nicht hinter uns diese Massen von Autos die sechsspurigen Straßen entlangquälen würden. Diese Stadt hat ein Problem mit dem Individualverkehr.

 

Dienstag, 6. April 2010

Nach dem Frühstück noch ein bisschen geschlafen und dann mit K-1 zum Heumarkt. Mit Umsteigen zur Metrostation Leninskaja Projekt. Die Bahnhöfe der Metrolinie 1 sind aus den 50er Jahren und trotz reichhaltiger Sowjetsymbolik die schönsten. Leider darf man nicht fotografieren, überall steht Polizei. Am Ausgang der Metrostation, in einem typischen Plattenbauviertel, finden wir nach kurzer Zeit den Bus der Linie 103, der mit uns nach Peterhof zuckelt. Das dauert ungefähr 30 Minuten und kostet 50,- Rubel/Person. Wir fahren an diversen Elektro-Großmärkten vorbei und Maxe weiß schon, wo wir nach unserer Rückkehr einkehren.

Im Ort Peterhof, der tatsächlich auf Russisch „Petergof“ heißt, gehen wir zuerst um eine orthodoxe Kirche und dann auch ohne Maxe hinein.

Schloss und Parkanlagen werden gerade aus dem Winterschlaf geweckt. An den Fontänen werden die vergoldeten Skulpturen aus ihren Verbretterungen befreit und die Steinflächen und Sockel werden „gekärchert“. Die Eintrittskarten für das Schloss sparen wir uns diesmal.

Wir laufen entlang des Kanals bis zum Finnischen Meerbusen. An der Ostsee stellen wir fest, dass diese hier noch bis zum Horizont zugefroren ist. Am obligatorischen Souvenirstand wird ein Deep-Purple-Turnbeutel für 210,- Rubel gekauft. Zurück zur Hauptstrasse fängt es an zu regnen. Als sich ein 103er nähert, hält Mama unerschrocken die Hand raus und der Bus hält. Zurück geht’s wieder erst durch Vorstädte und dann durch Plattenbausiedlungen. Es wird viel gebaut.

Am Leninskaja Prospekt gehen wir einen Bulwar und fühlen uns plötzlich wie in den Borsighallen. Außer den kyrillischen Buchstaben gibt’s kaum einen Unterschied.

In den besagten Elektro-Großmärkten müssen wir wieder mal feststellen, dass Konsumgüter in Russland mitnichten preiswerter sind als zu Hause. Maxe kauft sich ein PSP-Spiel für 1300,- Rubel und wir zahlen mit unserer stinknormalen EC-Karte der Mittelbrandenburgischen Sparkasse Potsdam, wenn auch nicht ganz reibungslos.

Abends gehen wir zum ersten Mal in unser Hotel-Restaurant (russisch-indisch), essen Fisch und Huhn und können unsere Zeche nicht bezahlen, es fehlen 50,- Rubel. Mama und Papa laufen noch mal los und ziehen Geld in einer Apotheke.

Morgen geht’s Richtung Heimat.

 

Mittwoch, 7. April 2010

Wir schlafen, glaub ich, bis gegen 10.00 Uhr und gehen dann zum letzten Mal frühstücken. Der Frühstücksraum ist ziemlich voll und es gibt sogar wieder Würste. Der Kaffee war jeden Morgen eine ziemlich dünne Plürre. Draußen ist es trübe, wie es an einem Abschiedstag zu sein hat. Nachdem wir die Koffer an der Rezeption deponiert haben, laufen wir noch mal ohne Plan los. Wir müssen die Zeit bis 14.00 Uhr, wenn uns das Taxi zum Flughafen bringen soll, irgendwie rumkriegen. Der Taxifahrer verlangt 1200,- Rubel für die Fuhre, bringt uns dann aber sicher – wenn auch zeitweise mit zwei Handys telefonierend – durch den chaotischen Verkehr nach Pulkowo 2. Im Duty Free ersteht Maxe endlich eine Russland-Flagge. Danach hauen wir in einem Burger-Restaurant den größten Teil unserer restlichen Rubel auf den Kopf. Pünktlich 17.30 Uhr heben wir ab. Im Flieger dann noch ein Schock: 5 Minuten vor Landung teilt man uns mit, dass Tegel wegen Bombenfund komplett gesperrt ist und die Landung in Schönefeld erfolgt. Mit dem Handy können wir Ruck-Zuck-Taxi-Schmuck umdirigieren. Berlin kommt uns unglaublich sauber vor…

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