Freitag, 02. Oktober 2015
Heute mittag habe ich im Büro unsere Lufthansa-Flüge für morgen eingecheckt, meine Urlaubs-Eis-Runde ausgegeben und alle Hotel- und Mietwagen-Unterlagen ausgedruckt.
Hund Elvis ist bei Ines und die Koffer sind gepackt.
Sonnabend, 03. Oktober 2015
Málaga – Torremolinos
Max bringt uns um 8.30 Uhr nach Tegel und leiht sich bei der Gelegenheit gleich unser Auto für die nächsten 14 Tage aus.
Wir starten pünktlich um 11.00 Uhr mit einem Airbus A319 der Lufthansa nach München. Gleich vorneweg: Ich hasse die Fliegerei. Ich kann es einfach nicht entspannt genießen. Bis München ging alles gut. Im Anschlussflug (Airbus A321 – startet verspätet wegen eines säumigen Wies’n-Besuchers) gibt es eine halbe Stunde nach dem Start so heftige Turbulenzen, dass sich sogar das Kabinenpersonal mit ihren Saftwagen zurückzieht. Das Geschaukel dauert zwar immer nur einige Sekunden aber man fragt sich schon, warum man sich das freiwillig antut.
Zwei Warsteiner später bin ich dann aber so entspannt, dass ich sogar ein wenig wegdämmere. Der restliche Flug verläuft die meiste Zeit ruhig, man könnte einen Bleistift vor sich auf den Klapptisch stellen.
Gegen 16.00 Uhr landen wir in Màlaga, warten ziemlich lange am Kofferband und holen dann unseren Mietwagen (blauer Skoda Kombi) ab. Unser Hotel liegt nur 6 km vom Flughhafen entfernt im Stadtteil Torremolinos und wir finden es mit Hilfe unseres Tablets ohne Probleme.
Das Zimmer hat zwar einen Balkon, aber der geht auf einen klitzekleinen Hinterhof mit hohen fensterlosen Mauern drumherum. Wenigstens haben sie auf die gegenüberliegende Mauer ein großes Sonnenuntergangsbild mit Palmen und springenden Delphinen gemalt. Da wir hier nur zwei Nächte bleiben wollen, sehen wir’s gelassen.
Nach dem Frischmachen geht es Vamos a la Playa! Alles sehr touristisch hier. Mittlerweile ist es nach 20.00 Uhr und die Sonne ist immer noch nicht untergegangen. In Velten ist es jetzt schon stockdunkel. Wir laufen eine Weile am Strand entlang und steigen dann eine steile Treppe hinauf in das Stadtzentrum. Alle Geschäfte haben geöffnet. Wir setzen uns in eins der zahlreichen Lokale und auf meine Bestellung „una cerveza grande“ bekomme ich einen 3/4 Liter Bier vorgesetzt.
Zurück im Hotel sind wir so müde, dass uns nicht einmal die lauten Pool-Wasserpumpen im Hof sowie die Bingo-Veranstaltung am Ende unseres Hotelflures stören können.
Sonntag, 04.Oktober 2015
Màlaga
Wir stehen ca. 8,30 Uhr auf. Das Frühstücksbuffet ist reichhaltig und es ist für jeden was dabei, sogar Würstchen und Bohnen aber auch viel Süßes. Anschließend noch mal hingelegt und gegen 11.00 mit der neuen Nahverkehrsbahn Linie C1 der staatlichen Bahngesellschaft Renfe via Aeropuerto ins Stadtzentrum von Màlaga. Dauert nicht länger als 15 Minuten und kostet €8,20 für beide zusammen hin und zurück.
Das historische Zentrum liegt ganz in der Nähe des Bahnhofs. Auf der zwischen Altstadt und Hafen gelegenen Prachtstraße ist irgendwas im Gange, denn es sammeln sich an den abgesperrten Rändern besagter Prachtallee mehr und mehr Leute. Polizisten der Guardia Civil mit ihren eigenartigen Hüten scheuchen die Leute hinter das Absperrband zurück. Es soll eine Militärparade stattfinden. Soviel hab ich verstanden. Nachdem wir eine halbe Stunde gewartet haben und nichts passiert, gehen wir weiter. Es ist sehr warm und es wird viel um uns herum gefächert.
Am Ende der Straße steht eine Tribüne, vor der Leute ausgezeichnet werden. Neben der Tribüne sitzen hohe Militärs mit bunten Uniformen und vielen Orden an der Jacke. Ein älterer Uniformträger erleidet einen Kreislaufkollaps und wird von Sanitätern abtransportiert. Etwas abseits bringt sich die berittene Abteilung der Guardia Civil für die Parade in Stellung.
Eine sicher wichtige Amtsperson beginnt mit einer Rede und die klingt so, als wenn sie eine Weile dauern wird. Tatsächlich redet er immer noch als wir eine halbe Stunde später schon fast oben auf dem Castillo angelangt sind. Man hört ein dreichfaches „Viva Espana!“ aus den Lautsprechern und der Redner ist endlich fertig.
Wir haben inzwischen den Aufstieg zum Castillo del Gibralfaro hoch über der Stadt hinter uns gebracht und uns offenbart sich von dort ein eindrucksvoller Blick über die Stadt und den Hafen. Etwas nach Osten schauen wir direkt in das Rondell einer Stierkampfarena. Westlich liegt der maurische Alcazaba-Palast mit seinen ummauerten Gärten. Sonntags ab 14.00 Uhr ist der Eintritt sowohl zum Castillo als auch in die Alcazaba frei.
Wir laufen etwa eine halbe Stunde auf den Zinnen des Castillos und genießen die Aussicht.
Die etwas unterhalb liegende Alcazaba ist nicht ganz so weitläufig aber besser erhalten, obwohl sie älter ist. Sie soll das Vorbild für die Alhambra gewesen sein. Gleich daneben liegt ein Amphitheater aus römischer Zeit, das gerade wieder ausgebuddelt wird. Màlaga wurde von den Phöniziern gegründet, nach denen folgten die Karthager, Römer sowie Westgoten und von 711 bis ins 15. Jahrhundert war es maurisch, also arabisch.
Für die Besichtigung der Alcazaba sollte man sich genügend Zeit nehmen, wir verlassen sie nach nicht ganz einer Stunde und laufen zur naheliegenden Kathedrale, einem gotisch/barockem Bauwerk, begonnen im 16. Jhrd. auf den Grundmauern einer Moschee mit imposanten Dimensionen. Der Innenraum ist 117 m hoch.
Um 17.00 Uhr geht’s mit dem Zug zurück und Susanne geht im Pool schwimmen. Danach gehen wir in eine Tapas-Bar und jetzt beginnt gleich ein Flamenco-Abend neben der Pool-Terrasse unseres Hotels.
Montag, 05. Oktober 2015
Gibraltar
8,30 Uhr auf und Frühstück, 11.00Uhr ausgecheckt. Keine Nacht länger in diesem Hotel! Die ganze Nacht dröhnte die Klimaanlage neben unserem Schlafzimmerfenster und wir haben beide wieder schlecht geschlafen.
Mit dem Auto geht es nun entlang der Mittelmeerküste Richtung Südwesten. Wir werden dreimal an Mautstellen zur Kasse gebeten (€4,60, €3,10 und zuletzt €2,00). Die Landschaft ist bergig und nur dürftig bewachsen. Aber es wird viel gebaut. Es ist bedeckt, zwischendurch tröpfelt es sogar ein bisschen und es herrschen 28° C.
In Gibraltar stellen wir das Auto auf einem großen Parkplatz ab und passieren Grenz- und Zollkontrolle. Mit einem Bus geht’s quer über die Start- und Landebahn des hiesigen Flughafens ins Stadtzentrum. Hier isses very british: man sieht Bobbies, rote Doppeldeckerbusse und uniformierte Schulkinder – man kann aber in den vielen Pubs und Souvenir-Shops neben dem Pfund auch mit Euros bezahlen.
Diese früher strategisch wichtige Ort gehört seit 1704 zur britischen Krone, seit 1713 durch den Vetrag von Utrecht auch offiziell. Spanien versuchte es mehrfach erfolglos, die Halbinsel zurück zu erobern. Unter Franco konnte sie nur über den Seeweg und aus der Luft versorgt werden. Seit 1985 ist die Grenze passierbar. Eigentlich würde Großbritannien nun das Gebiet gerne wieder an Spanien zurückgeben aber die 30.000 Einwohner stimmen immer wieder für die Zugehörigkeit zur britischen Krone.
Über allem thront the rock. Mit einer Seilbahn sind wir in 6 Minuten auf den 431 m hohen Felsen und haben von dort aus einen Super-Blick über die Meerenge zwischen Mittelmeer und Atlantik bis hinüber zur afrikanischen Seite, obwohl es heute etwas diesig ist.
Attraktion sind natürlich die hier frei laufenden Berberaffen. Man sollte es als Tourist vermeiden, mit Plastiktüten herumzulaufen, schon gar nicht mit etwas Essbarem darin. Dann kann es richtig brenzlig werden und die putzigen Äffchen zeigen schon mal ihre Zähne. Eine junge Familie hatte große Probleme, ihren Rucksack wieder zu bekommen. Susanne hatte eher harmlosen Kontakt mit einem von ihnen.
Nach einer Stunde und vielen Fotos fahren wir mit der cable car wieder runter und gehen natürlich in einen Souvenir-Shop, um Postkarten, ein T-Shirt und Koffersticker zu kaufen. Vor einem Pub trinken wir einen Kaffee und Susanne schreibt Ansichtskarten.
Bis zu unserer nächsten Unterkunft an der Playa de la Barrosa in der Nähe von Càdiz sind es ungefähr 100 km. Maut wird nicht mehr fällig. Kurz vor unserem Zielort Novo Sancti Petri kommen wir an einem reifen Baumwollfeld vorbei. Wir finden nach kurzer Suche unsere Ferienanlage und sind sehr zufrieden mit Preis und Ausstattung (Küche, 2 Zimmer, Balkon mit Sicht bis zum Meer). Hier könnten wir uns auch einen längeren Urlaub vorstellen. Bis zum Atlantischen Ozean sind es nur 3 Minuten Fußweg und zum Sonnenuntergang gehen wir schon mal mit den Füße hinein.
Dienstag, 06.Oktober 2015
Costa del Luz
Sehr gut geschlafen, draußen regnet es und wir legen uns wieder hin. Gegen 10.00 Uhr fahren wir zum nächsten Centro Comercial und essen einen Toast-Hamburger zum Frühstück. Danach plündern wir einen Supermercado, d.h. wir kaufen für die nächsten drei Tage ein – schließlich wollen wir unsere Küche auch benutzen. Ein Restaurant werden wir bis Freitag nicht besuchen.
Um zwölf findet eine Katastrophenschutz-Übung auf dem Gelände statt, hauptsächlich fürs Personal, das sich an einem Sammelpunkt treffen soll. Gäste können, müssen aber nicht daran teilnehmen. Das Ganze ist inklusive des nervenden Signaltons nach zehn Minuten wieder vorbei.
Susanne zieht unbeeindruckt ihre Bahnen im Swimmingpool und ich gehe zum ersten mal, seit wir in Spanien sind, online.
Nachmittags ziehen wir unsere Badesachen an und gehen an den Strand. Obwohl wir nicht sehr weit reingehen, bekommen wir hier doch einen Heidenrespekt vor der Kraft der Wellen, die hier durchaus in der Lage sind, einem die Beine weg zu reißen. Verglichen mit der Ostsee ist das hier ein ganz anderer Badespaß.
Später laufen wir am Strand entlang Richtung Norden und Susanne sammelt kiloweise Strandgut und Muscheln. In entgegengesetzter Richtung sind es übrigens nur ca. 25 km bis zum Kap Trafalgar.
Es herrscht eigenartiges Licht hier (wahrscheinlich heißt es deswegen Costa del Luz) und entlang des Strandes verliert sich die Ferne immer in einer Art Nebelschleier, was mir gestern schon aufgefallen ist.
Mittwoch, 07. Oktober 2015
Cádiz
Nach dem Frühstück noch mal hingelegt und dann Richtung Cádiz gestartet. Die „here“-App auf dem tablet ist ein zuverlässiger Navigator, manchmal etwas zu fürsorglich, da sie bei kleinster Überschreitung der jeweils zulässigen Geschwindikeit einen Warnton anschlägt.
Nach ca. einer halben Stunde erreichen wir unser Ziel. Cádiz gilt als die älteste Stadt Europas – sie wurde vor über 3000 Jahren von den Phöniziern gegründet – war aber auf Grund ihrer exponierten Lage immer ein begehrtes Angriffsziel und wurde oft völlig zerstört. Die allermeisten Bauten der Altstadt stammen deswegen aus dem 18. Jhrd. Ihre Bedeutung hat sie nicht zuletzt auch dadurch, dass sie jahrhundertelang die erste Anlaufstelle der Schiffe aus den spanischen Überseegebieten war. Sie ist praktisch von vier Seiten vom Atlantik umgeben und nur durch einen Damm mit dem Festland verbunden.
Wir stellen das Auto auf einem Parkplatz am Bahnhof ab und bemerken bei unseren ersten Schritten durch die Gassen, dass hier wieder etwas im Gange ist. Die Leute laufen alle in ihrem Sonntagsstaat herum und uns kommt ein Gruppe herausgeputzter Andalusierinnen entgegen. Später erfahren wir, dass heute in Càdiz ein Feiertag ist, nämlich der Tag der Jungfrau von Rosario, der Schutzpatronin dieser Stadt. Die meisten Geschäfte sind geschlossen.
Wir laufen zum Torre Tavira, von dem man einen schönen Überblick über die gesamte Stadt haben soll. Außerdem gibt es im oberen Stockwerk eine Camera obscura, bei der über einen Spiegel auf dem Turm die Außenwelt auf eine Projektionsfläche in einem abgedunkelten Raum darunter abgebildet wird. Wir kaufen uns die Tickets und steigen erst mal auf die Aussichtsplattform. Uns offenbart sich ein grandioser Blick über diese weiße Stadt. Da die Tickets auch die Camera obscura mit einschließen, lassen wir uns die Vorführung nicht entgehen und erleben das gleiche Phänomen wie letztes Jahr in Edinburgh, einschließlich der gleichen Scherzchen mit arglosen Passanten, die man auf Kärtchen hoch hebt (Jule weiß, was ich meine). Gleichzeitig erklärt die Vorführerin aber auch einiges über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, allerdings nur auf englisch und französisch und wir können ihr nur schwer folgen.
Wieder unten angekommen, laufen wir Richtung Wasser und kommen zu einem Castillo, das Teil des die gesamte Altstadt umgebende Bollwerks ist. Entlang dieser Mauer kommen wir an einem Strand vorbei zu einem weiteren Damm, der zur Seefestung San Sebastian führt, die wir auch schon vom Torre aus sehen konnten. Auf der Festung wurden übrigens einige Szenen für den James-Bond-Film „Stirb an einem anderen Tag“ gedreht. Von hier aus hat man auch einen schönen Blick auf die gesamte Stadt – aber ich befürchte, ich habe mir während Weges dahin, der Festungserkundung und dem Weg zurück einen leichten Sonnenstich geholt, denn mir wird etwas blümerant. Tatsächlich waren wir die ganze Zeit schutzlos der Sonne ausgesetzt.
Wir setzen uns in ein schattiges Cafè und Susanne schreibt ein paar Ansichtskarten.
Auf der Suche nach einem Briefkasten kommen wir auf die Plaza San Juan de Dios, wo sich gerade ein Spielmannszug, also ein uniformiertes Blas-Orchester, formatiert. Wir vermuten, es hängt mit dem Feiertag zusammen und als die Musiker unter Trommelwirbel los marschieren, schließen wir uns ihnen einfach an. Das ganze entwickelt sich vor einer weiteren iglesia zu einer religiösen Prozession, an der die gesamte Einwohnerschaft Càdiz‘ teilzunehmen scheint und uns wird es irgendwann zu langweilig. Außerdem ist es schon nach 19.00 Uhr.
Wir fahren zurück, gehen noch mal in einen supermercado und als wir in unserer Ferienanlage ankommen, geht die Sonne gerade blutrot unter…
Donnerstag, 08. Oktober 2015
Costa del Luz
Nach dem Frühstück den ganzen Tag am Meer verbracht: gebadet, einige Kilometer Richtung Kap Trafalgar gelaufen und zwei Liegen mit Sonnenschirm bis zum Abend gemietet ( à €3.00)
Natürlich wurden auch wieder jede Menge Muscheln aufgesammelt. Susanne macht den Fehler und lässt sich von einem marokkanischen Händler mit Strandkleidern anreden. Nachdem wir ihn wieder los sind, sind wir um €20.00 ärmer und besitzen jetzt zwei bunte Strandkleider der Art, die bei kik für 3,99 vor der Tür hängen. Aber Susanne ist glücklich.
Abends gibt es den Film „Sonnenuntergang über’m Atlantik“ in Super-Breitbild, 5D-Sound und in Kodak-Color, trotzdem sind wir fast ganz alleine in dem riesigen Kino.
Morgen heißt es Abschied nehmen vom Meer, denn es geht ins Landesinnere.
Freitag, 09. Oktober 2015
Sevilla
Wir schlafen bis 8.30 Uhr, essen Frühstück und packen die restlichen Sachen zusammen, um uns dann noch mal hinzulegen. Um 10.00 Uhr bringen wir die Sachen zum Auto und gehen zur Reception und checken aus. Die Navigations-App weist uns den Weg nach Sevilla und alles ist easy bis mir nach ca. 20 km auf der Autobahn ein Gedanke kommt: Haben wir eigentlich auch die Laptop-Tasche mit? Ich kann mich nämlich nicht erinnern. Panik! Tatsächlich haben wir sie im Schlafzimmer stehen gelassen und da sind auch noch unsere Pässe drin!
Also wird an der nächsten Ausfahrt gewendet und eine halbe Stunde später stehen wir wieder vor unserem Hotel. Alles halb so schlimm: Die Tasche ist natürlich noch da.
Jetzt geht’s aber wirklich los und wir passieren auf der gesamten Strecke nach Sevilla nur eine Maut-Station, bei der kostet es aber auch gleich €7,25.
Kurz vor 14.00 Uhr erreichen wir die Avenida del Miraflores No. 86. Unsere Wirtin heißt Carmen Fernandez (wie auch sonst?) und zeigt uns zusammen mit ihrer Tochter die Wohnung im 13. Stock des 14stöckigen Hochhauses. Gebucht haben wir über AirB’nB, was ja so viel wie „Luftmatratze mit Frühstück“ heißt, allerdings besteht das Frühstücksangebot aus den beiden Marmeladengläsern im Kühlschrank und dem abgepackten Brot. Eier sollten auch da sein, aber die hatte die Tochter vergessen. Halb so schlimm, wir werden ja auch nicht auf Luftmatratzen schlafen. Und ganz wichtig: WLAN ist verfügbar! In den bisherigen Hotels war das hier keine Selbstverständlichkeit.
Die Wohnung besteht aus Wohnzimmer mit Balkon, Küche mit Gasherd, Waschküche, Bad und 3 Schlafzimmern. Es ist auch alles da, was man braucht. Der unverbaute Blick aus dem 13. Stock Richtung Altstadt ist wirklich einmalig und war der Tipp eines Kollegen (Danke, Jorge).
Um 16.00 Uhr gehen wir los, um uns einen ersten Eindruck über diese Stadt zu verschaffen. Sevilla ist die Hauptstadt Andalusiens und der Schauplatz solch bekannter Geschichten, wie die über den berühmten Barbier sowie über Don Juan aber auch über die Zigarrendreherin Carmen in der Oper von George Bizet.
Wir laufen bis zum Fluß Guadalquivir und an diesem entlang Richtung Süden. Wir kommen, nachdem wir uns etwas stadteinwärts halten, zur Kathedrale, die nach St. Peter in Rom und St. Pauls in London als die drittgrößte der Christenheit gilt und wirklich beeindruckend ist. Allerdings dürfen wir sie nicht betreten.
Gegen 20.00 Uhr sind wir zurück und verspeisen mit Speck und Knoblauch gebratene Nudeln auf unserem Balkon im 13. Stock.
Sonnabend, 10. Oktober 2015
Sevilla
Lange geschlafen, gefrühstückt und wieder eingeschlafen bzw. gelesen. Gegen 12.00 Uhr treten wir unten aus der Haustür und fahren gleich wieder zurück in den 13. Stock, um die Regenschirme zu holen.
Auf dem Weg in Richtung Altstadt regnet es immer mal wieder leicht.
Um die Kathedrale herum ist heute mehr los als gestern und vor den Ticketschalter sowohl der Kathedrale als auch des Real Alcazar stehen lange Schlangen. Deswegen lassen wir das.
Wir steigen in eine moderne Straßenbahn und fahren 2 Stationen vorbei am sehenswerten Hotel Alfonso XIII, sowie der ehemaligen Tabakfabrik, die jetzt die Universität beherbergt und laufen durch einen Park, in dem gerade das Festival multicultural de las naciones stattfindet. Letzteres besteht hauptsächlich aus Fressbuden aus aller Welt.
Zunächst überqueren wir die hinter dem Park liegende Avenida de Portugal und betreten das einzigartige Bauensemble Plaza de España durch eins der Tore. Dieser Platz wurde 1928 fertiggestellt, manifestiert die Zusammengehörigkeit aller spanische Provinzen und bietet eine Menge lohnenswerter Fotomotive. Der Platz war auch oft Hintergrund diverser Spielfilmszenen, welche, kann man in Wikipedia nachlesen.
Nachdem wir den Platz umrundet und aus verschiedenen Perspektiven abgelichtet haben (die Sonne kommt auch kurz hervor), gehen wir auf das erwähnte Festival und nehmen einen Snack am russischen Stand.
Die Strecke, die wir vorhin mit der Straßenbahn gefahren sind, laufen wir jetzt ab und gehen weiter zum Torre del oro am Ufer des Guadalquivir. Diesen zwölfeckigen Turm aus dem 13. Jhrd. gab es früher genauso noch mal auf der anderen Flußseite und diente zur Schiffs-Einlasskontrolle mittels einer Kette.
Nicht weit von hier befindet sich die Stierkampfarena, in der wohl auch heute ein Stierkampf stattfindet. Eintrittskarten kosten zwischen 18,00 und 120,00 €. Wir laufen ein mal rundherum und landen wieder auf dem Platz an der Kathedrale. Mittlerweile ist es nach 18.00 Uhr und ich habe nasse Socken, deswegen fahren wir mit einem Taxi zurück in die Avenida de Miraflores Nummer 86 und geben dem Taxifahrer 10,00 Euro.
Draußen wird es immer stürmischer und es pfeift ganz schön durch die Wohnung. Unten marschiert eine Prozession mit einer Marienstatue und Blasorchester vorbei. Eben haben wir einen lustigen spanischen Film mit spanischen Untertiteln gesehen und viele neue Wörter gelernt.
Morgen soll es nach Córdoba gehen.
Sonntag, 11. Oktober 2015
Córdoba
Wir schlafen bis halb zehn und starten ohne Frühstück.
Erstes Problem: hier wird sehr gerne in der zweiten Reihe geparkt und jemand hat sich natürlich hinter unser Auto gestellt. Wir sind kurz davor, den Córdoba-Plan zu verwerfen, als mir ein Gedanke kommt: Wegschieben. Und tatsächlich – niemand parkt seinen Wagen in der zweiten Reihe mit angezogener Handbremse. Wir schieben zwei Autos beiseite und können raus fahren.
Bis Córdoba sind es ca. 130 km also knapp anderthalb Stunden Fahrt. Stadt und Autobahn sind an diesem Sonntag morgen fast leer. Kurz vor zwölf sind wir angekommen und parken vor einem Einkaufszentrum am Rande der Altstadt. Ein „Parkplatzwächter“ winkt uns in ein Parklücke aber als er merkt, dass wir ihn ignorieren, trollt er sich wieder.
Bei McDonalds im ansonsten geschlossenen Einkaufszentrum trinken wir einen Kaffee bzw. Tee und essen was Kleines.
Wir laufen entlang des Guadalquivir, der hier einen großen Bogen macht bis zu einer römischen Brücke und passieren ein römisches Tor und stehen neben der berühmten Mezquita. Immer wieder regnet es leicht aber es sind viele Touristen hier und aus Lautsprechern ertönt die Arie „Habanera“ aus der Oper Carmen in einer aufgepoppten Fassung.
Durch einen Seiteneingang gelangt man in den Orangengarten der Mezquita und wir müssen feststellen, dass sie sonntags zwischen 13.00 und 15.00 Uhr geschlossen ist. Irgend so was hatte Susanne im Reiseführer auf der Herfahrt auch vorgelesen. Nicht weit entfernt liegt der Alcazar-Palast aber davor wartet eine elend lange Schlange auf Einlass, deswegen laufen wir durch die Gassen der Altstadt, die tatsächlich auch sehr viele arabische Merkmale aufweist. Es gibt neben den vielen kleinen spanischen auch halal-Restaurants.
Um drei kommen wir zurück in den Orangengarten und erschrecken über die langen Schlangen vor Ticketschalter und Eingang. Deswegen gehen wir nochmal zum Alcazar und stellen fest, dass dieser sonntags nur bis 14.30 Uhr auf hat.
Wir setzen uns wieder in den Orangengarten unter einen Orangenbaum und lesen im Reiseführer über die Geschichte der Mezquita und jetzt, nach diesen Fakten müssen wir da auch rein. Dieses Gebäude auf den Grundmauern ehemaliger römischer und westgotischer Tempel besteht hauptsächlich aus einer (damals größten) Moschee, begonnen im 8. Jhrd., in die dann die Christen im 16. Jhrd. eine Kathedrale gepflanzt haben ohne die Moschee abzureißen. Deswegen trifft man hier auf morgen- und abendländische Architektur – einzigartig vereint.
Die Schlangen sind jetzt auch nicht mehr so lang. Am Ticketschalter dauerts vielleicht 10 und am Einlass 5 Minuten. Drinne verliert sich die Besuchermenge einigermaßen. Es ist ein sehr spezielles Erlebnis, diesen Ort zu besuchen. Wir haben auf jeden Fall die €8,00 Eintritt nicht bereut.
Nachdem wir wieder draußen sind, gehen wir in einem der, wenn nicht dem, feinsten Hotel der Stadt aufs Klo.
Auf der Rückfahrt fotografiert Susanne zwei der großen Werbe-toros, die wir schon auf der Herfahrt gesehen hatten.
Abends essen wir Spaghetti aglio e olio auf unserem Balkon mit dem erleuchteten Sevilla zu unseren Füßen und gucken später „Vier Verdächtige und ein Todesfall“ aus der rbb-Mediathek.
Montag, 12. Oktober 2015
Sevilla
Vormittags gelesen bzw. geschlafen. Mittags geht ein ziemlich starker Schauer über der Stadt hernieder. Heute muss wieder ein Feiertag sein, denn reguläre Geschäfte haben geschlossen. Wir wollen unbedingt noch eine Kaffeemaschine kaufen, denn wir haben die Kanne der alten hier auf dem Gewissen.
Nachdem wir die nähere Umgebung unserer Unterkunft untersucht und nichts weiter Interessantes gefunden haben, fahren wir mit einem Linienbus Richtung Fluss Guadalquivir und laufen einmal über eine moderne Brücke und wieder zurück. Weiter geht’s mit Bus und zu Fuß bis zum Metropol-Parasol, einem futuristischen Gebilde mitten im historischen Zentrum. Dieses Ding ist ziemlich einzigartig und es würde mich schon mal interessieren, was der Architekt so geraucht hat. Gebaut wurde es mit Unterbrechungen zwischen 2005 und 2011 und hauptsächlich aus Holz.
Für €3,00 kann man mit einem Fahrstuhl hinauf fahren, geht auf geschwungenen Laufstegen auf und ab und rundherum und hat dabei einen herrlichen Panoramablick auf Sevilla.
An einer Bar gibt es auf die Eintrittskarte einen Gratisdrink und wir entscheiden uns für je ein Glas Sangria mit Eis.
Zurück zur Avenida del Miraflores lassen wir uns vom tablet durch die engen Altstadtgassen leiten.
Morgen brechen wir nach Granada, unserer letzten Station, auf.
Dienstag, 13. Oktober 2015
Granada
Kaffeemaschine für Carmen bei expert gekauft und gegen 11.00 Uhr losgefahren. Vor uns liegen über 230 km und es regnet leicht. Ich tanke zu Beginn der Fahrt ein mal, da ich denke, wir fahren jetzt durch die Pampa und wer weiß wann die nächste Tanke kommt. Tatsächlich tauchte dann aber über die gesamte Strecke alle fünf Kilometer eine Tankstelle auf. Es wird keine Maut fällig und wir fahren durch durchaus abwechslungsreiche Landschaften. Zum Ende hin wird es immer bergiger und das Wetter wechselhafter aber es reißt auch oft die Wolkendecke auf.
Susanne liest im Reiseführer, dass Spanien der größte Olivenproduzent der Welt ist und 4/5 der spanischen Produktion aus Andalusien kommen. Wir fahren lange durch hügelige Gegenden, in denen die Olivenbäume matritzenförmig bis zum Horizont angeordnet sind, was eigenartig aussieht.
60 km vor Granada machen wir eine Pause an einer Raststätte.
Ankunft kurz vor drei. Granada ist eine Großstadt, man fährt also erst mal durch Industriegebiete.
Unser Hotel in der Altstadt finden wir erst im zweiten Anlauf, sind aber mit Lage und Ausstattung sehr zufrieden.
Bis zur Alhambra sind es nur etwa 15 min Fußweg, dafür aber sehr steile 15 min. Wir haben strahlend blauen Himmel mit ein paar Schäfchenwolken und es herrschen gute 25°C. Aus unserer Richtung kommend, betritt man die Burg durch das Puerta de la Justicia und ist gleich im frei zugänglichen Teil der Anlage. Der Palast Karls V. aus dem 16. Jhrd. ist auch frei. Tickets braucht man für den Nasriden-Palast, die Alcazaba (die Türme) sowie den etwas abseits liegenden Gartenteil namens Generalife und die sind alle schwer im Tagesverkauf zu bekommen. Am besten langfristig übers Internet reservieren. Wir waren mit der Reservierung etwas spät und haben nun für morgen abend 22.00 Uhr eine nächtliche Führung durch den Palacios Nazaries buchen können.
Zurück in der Stadt kaufen wir bei einem kleine Krauter Würstchen und Granatäpfel und essen zu Füßen Isabella der Katholischen auf einer Steinbank Abendbrot.
Mittwoch, 14. Oktober 2015
Granada
Lange geschlafen und in der Cafeteria Futbol ganz entspannt im Freien gefrühstückt. Susanne bestellt sich in Fett gebackene Teigwaren, die sie in flüssige Schokolade tunkt, ich nehme ein Schinken- sowie ein Käse-Tomaten-Brot. Dazu Kaffee mit Milch.
Danach gehen wir zur Kathedrale und betreten diese durch einen Seiten-Eingang. Später bemerken wir, dass das was wir für die Hauptkapelle gehalten haben nur eine Nebenkapelle war. Die Hauptkapelle kostet Eintritt und irgendwie haben wir jetzt nicht das Bedürfnis, dort rein zu gehen.
Die Gassen um die Kathedrale herum sind eng und verwinkelt aber voll mit Läden, die auf touristische Kundschaft ausgerichtet sind. Wir orientieren uns mit unserem tablet und laufen zum Kloster des heiligen Hieronymus (Monasterio de San Jerónimo) und kommen dabei an einigen christlichen Sakralbauten vorbei. Trotzdem sind viele Gassen mit ihren Geschäften und Restaurants (sog. Teterias) wiederum sehr arabisch geprägt. In der Iglesia Perpetuo Socorro nehmen wir an einem Gottesdienst mit Hostien-Darreichung teil und und ich lasse beiläufig die Video-Aufzeichnung des tablets mitlaufen.
Wir laufen zurück zum Hotel und halten Siesta, wie es hier üblich ist.
Danach machen wir uns auf den Weg nach Albaicín, das ist der älteste Stadtteil von Granada, auf einem Hügel gegenüber der Alhambra liegend, der geprägt ist durch weißgekalkte Häuser und enge Gassen und seit 1994 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört.
Man kann eigentlich jedem Granada-Besucher nur ans Herz legen, sich für diesen Stadtteil ein wenig mehr Zeit zu nehmen. Ein wirkliches Highlight ist der Blick auf die Alhambra vom Mirador de San Niclas aus, am Besten nachmittags. Daneben steht eine relativ neue Moschee mit einem schönen Garten, von dem es auch einen Postkartenblick hinüber zur Alhambra gibt.
Für 22.00 Uhr haben wir Karten für einen Besuch des Gartens Generalife (sprich Generalife – nicht etwa Dschänerälleif), der Teil der Alhambra-Burganlage ist und auch während der Nasriden-Herrschaft angelegt wurde. Der Besuch war sehr stimmungsvoll – ist aber bestimmt auch tagsüber sehr schön. Leider war es zu dunkel für Fotos. Um 23.30 Uhr sind wir zurück in unserem Hotel.
Morgen werden Souvenirs für die Lieben daheim gekauft.
Donnerstag, 15. Oktober 2015
Granada
Lange geschlafen, auf einer Plaza preiswert gefrühstückt und schon mal Souvenir-Shops gesucht. In einem Buchladen der Universidad Granada kaufen wir was für Max. Richtig zuschlagen tun wir dann in einem größeren Laden, wo wir ca. 50,- € für allen möglichen Krimskrams lassen. Wir schleppen das Zeug ins Hotel und halten Siesta.
Später laufen wir zur Kathedrale und bezahlen jeweils 4,- € um rein zukommen. Hier liegen auch Isabella die Katholische sowie ihr Ehemann Ferdinand II.
Durch die Heirat Isabellas von Kastilien und Ferdinands von Aragón 1469 und den Zusammenschluss beider Königreiche begann praktisch die Geschichte des Königreichs Spanien. 1492 fiel die letzte maurische Festung (nämlich Granada) an die Reconquista und die 711 begonnene arabische Besiedlung der iberischen Halbinsel ging ein für alle mal zu Ende. Gleichzeitig entdeckte ein gewisser Christobal Colon einen neuen Kontinent und es begann ein beispielloser Aufstieg Spaniens zur Weltmacht. Die Tochter von Ferdinand und Isabella hieß Johanna die Wahnsinnige und die hat den Habsburger Philip den Schönen geheiratet. Deren Sohn war dann Karl V. – Kaiser im Heiligen römischen Reich deutscher Nation.
Abends haben wir uns noch mal kurz vors Cafe Futbol gesetzt und eine Cerveza und einen Sangria getrunken. Natürlich drückt das Urlaubsende auf die Stimmung.
Rückflug morgen 15.50 Uhr von Málaga.