Lago di Garda, Lombardei – Ostern, 2015
Dienstag, 31. März 2015
Nach dem Frühstück, das diesmal auch wieder wegen der Erörterung aktueller Politik und Ausflüge in die Weltgeschichte bis nach 11.00 Uhr dauerte, starten wir von Altötting aus in Richtung Italien. Über Bayern zieht ein Orkan-Tief namens „Niklas“ mit Windgeschwindigkeiten bis zu 150 km/h. Das Radio vermeldet diverse Katastrophen aus ganz Deutschland – von umgestürzten Bäumen und LKW’s sowie abgedeckten Lagerhallen bis hin zur kompletten Einstellung ganzer S- und Fernbahnlinien aufgrund der Sturmschäden. Später erfahren wir, dass es in Berlin heute geschneit hat. Unser Auto wird ganz schön durchgeschüttelt und auf der Straße liegen jede Menge abgerissener Äste.
In Kiefersfelden kaufen wir das Pickerl (€8,70 für 10 Tage) und pappen es von innen gegen die Windschutzscheibe. Während wir die Alpentäler Richtung Brennerpass durchqueren, ist von dem Sturm kaum noch was zu spüren.
Dass man in Italien ist, merkt man zuverlässig an den durchgängig verrosteten Leitplanken. Nach ca. 5 ½ Stunden sind wir in unserem altbekanntem Bardolino und stellen erst jetzt fest, dass unser Hotel („Sport Hotel Olimpo“) gar nicht in Bardolino liegt sondern im benachbarten Garda. Nach kurzer Suche ist es schnell gefunden. Es entpuppt sich als Hotelanlage mit Swimming Pool und dem stark verblichenem Charme der 70er Jahre. Der Fußboden unseres Zimmers ist grün gefließt wie ein Duschraum und auch unser Badezimmer hat schon bessere Zeiten gesehen.
Nachdem wir uns frisch gemacht haben, laufen wir in Richtung Hafen und genießen die Frühlingsstimmung: Die Sonne will gerade hinter einer Halbinsel untergehen und die zahlreichen Restaurants mit ihren Freiluft-Tischen sind gut besucht. Hier merkt man nichts von einem Orkan-Tief, das nördlich der Alpen wütet sondern nur milde Frühlingsluft über einem idyllischen Gardasee, von dessem Westufer jetzt so nach und nach die Lichter herüberblinzeln. Nach einem Teller Spaghetti Aglio e Olio bzw. einer Pizza Aglio e Olio schlendern wir noch etwas durch die Gassen und steigen dann wieder hinauf zu unserem Sporthotel. An der Bar des Hotels werden wir von Frank Ribery persönlich bedient. An der Rezeption holen wir uns einen Steckdosen-Adapter und Susanne guckt jetzt Fußball (Italien gegen England – es steht 1:1 in der 41. Minute). Das Internet ist unzuverlässig und langsam.
Mittwoch, 01. April 2015
Wir stehen um 8.30 Uhr auf, Susanne springt kurz in den Swimming Pool und dann essen wir im Untergeschoss mit einer dänischen Rentner-Reisegruppe Frühstück. Danach legen wir uns wieder ein Stündchen aufs Ohr und steigen gegen 10.00 Uhr runter in das Städtchen Garda. Der Himmel ist strahlend blau und vom See her weht eine laue Frühlingsbrise.
Nachdem wir uns bei einem kleinen Alimentari Sonnenschutzcreme und eine Flasche Wasser geholt haben, wandern wir entlang des Seeufers Richtung Bardolino und kommen an dem Campingplatz vorbei, wo sie damals Udo Strutz nachts die Räder vom Trabant geklaut hatten (das versteht jetzt nicht jeder…).
Die Campingplätze sind alle schon voll belegt. Nach einer halben, vielleicht auch ganzen Stunde stehen wir im Hafen von Bardolino und essen ein Eis. Der Ort hat sich mächtig herausgeputzt. Wir gehen in den Park in der Nähe unseres alten Hotels „Marina“ und schlummern auf einer Bank im Halbschatten ein.
Gegen 16.00 Uhr laufen wir zurück, wieder in praller Sonne am Seeufer entlang und kaufen beim Alimentari Brot, Käse und quatro fette Mortadella sowie Wasser und Bier. Für heute haben wir erstmal genug UV-Strahlung absorbiert, als Nordeuropäer sollte man nach dem langen Winter vorsichtig sein.
Donnerstag, 02. April 2015
Nach dem Frühstück checken wir aus und machen uns auf den Weg auf die autostrada Richtung Mailand (etwa 135 km). Es ist ziemlich viel Verkehr auf der sechsspurigen Autobahn und zeitweilig gibt es in der Gegenrichtung einen mehrere km langen Stau. Wir fahren durch bis Bergamo und verlassen dort die Autobahn. Es soll dort eine sehenswerte Oberstadt geben. Wir parken unweit einer funicolare, die uns in die citta alta bringt. Hier läuft man durch alte Gassen und kommt vorbei an diversen Geschäften auf einen schönen Platz mit einem sehr eindrucksvollem Gebäudeensemble aus Dom, Glockenturm und der wirklich sehenswerten Capella Colleoni e Battistero.
Im Dom halten wir kurz Andacht und laufen dann weiter bis zum palazzo am anderen Ende der Oberstadt, in dem sich ein Museum befindet. Hier geht Susanne aufs Klo. Auf dem Rückweg zur Drahtseilbahn kaufen wir Ansichtskarten und frankobollo sowie einen Kofferaufkleber von Bergamo.
Unten wartet unser Auto und wir fahren zurück zur Autobahn. Vorher wird noch getankt. Kurz vor Mailand halten wir an einem Rastplatz und geben die Hoteladresse in das Navigationssystem ein, so kommen wir stressfrei in die Corso Magenta No. 61, wo sich das Hotel Palazzo delle Stelline befindet. Das Hotel ist eigentlich ein Kongress-Zentrum und befindet sich in einem palazzo. Gleich gegenüber liegt die Kirche St. Maria delle Grazie mit einem schönen Kreuzgang. Nach dem Frischmachen laufen wir an besagter Kirche vorbei in Richtung Castello Sforzesco, das nur 15 min. Fußweg entfernt liegt. Hinter der Burganlage liegt ein sehr großer Park, in dem sich viele junge Leute, aber auch einige carabinieri tummeln. An einem Imbiss kaufen wir uns ein Eis und 2 kleine Pizzen.
Die Burg ist imposant und beherbergt mehrere Museen. Die Familie Sforza war eine Adelsfamilie, die im 15. und 16. Jahrhundert in Mailand herrschte und maßgeblich am Aufstieg der Stadt während der Renaissance beteiligt war. Vorher regierten die Viscontis. Ludovico Sforza war der Förderer von Leonardo da Vinci. Innerhalb der Familie Sforza ging es aber auch nicht immer friedlich zu. Viele starben einen unnatürlichen Tod – meistens war Gift im Spiel.
Vor der Burg gibt es einen sehr belebten Platz mit einem großen Springbrunnen. Wir laufen noch über einige piazzi und gehen, nachdem wir in einem alimentari Käse, Tomaten, Wurst und Getränke gekauft haben, zurück zum Hotel. Das Öffnen des riesigen gotischen Zimmerfensters macht einige Schwierigkeiten, aber ich kann bei geschlossenem Fenster nicht schlafen.
Nach Sonnenuntergang gehen wir noch ein mal zum beleuchteten castello und machen einige Stativ-Aufnahmen. Da der Abend mild ist, schlendern wir noch weiter und sind nach kurzer Zeit am Domplatz, wo auch jede Menge los ist. Hauptsächlich scheint es uns ein Treffpunkt der Fahrrad begeisterten Jugend zu sein. Hier verspeisen wir unsere alten Brotvorräte mit frischem Käse, Wurst und Tomaten. Gegen 22.30 Uhr sind wir zurück im Hotel.
Karfreitag, 03. April 2015
Frühstück um 9,30 Uhr, dann geschlafen bis 11,30 Uhr. Post gesucht und gefunden, Briefmarken gekauft und Karten nach Deutschland abgeschickt. Danach in den Untergrund und mit Metro M1 drei Stationen bis Piazza Duomo. In die Kirche kommt man nur nach Sicherheitscheck rein. Der Bau des Mailänder Doms hat über 500 Jahre gedauert und war erst in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts weitesgehend fertig. Napoleon ließ sich hier zum König von Neapel krönen. Die Wünsche Mussolinis nach zwei Türmen wurden nicht mehr umgesetzt. Der Dom ist nach dem Petersdom in Rom und der Kathedrale von Sevilla der flächenmäßig drittgrößte Kirchenbau der Welt. Das Besondere an diesem Bau ist, dass man als Tourist auf dem Dach spazieren und sich die einzigartige barocke Pracht mit tausenden Skulpturen aus der Nähe betrachten kann. Außerdem hat man einen tollen Blick über die Stadt und bei klarer Sicht bis hin zu den schneebedeckten Alpen. Leider ist der Fahrstuhl kaputt, deswegen müssen wir die 250 Stufen über eine enge Wendeltreppe nehmen. Nichts für Klaustrophobiker, zumal einem auch noch die Absteigenden entgegenkommen. Oben wird man für alles entschädigt.
Ein junger Mann macht auf dem Dach seiner Freundin einen traditionellen Heiratsantrag mit Ring und Kniefall und die Leute ringsum jolen und applaudieren.
Nach dem Abstieg gehen wir in das benachbarte Einkaufszentrum Vittorio Emanuele II, in dem hauptsächlich die Kunden von Gucci, Prada und Co. ihr Geld lassen; ein riesiger Kreuzbau aus dem 19. Jahrhundert mit einem Glaskuppeldach in der Mitte. Ein ähnliches Gebäude steht in Neapel.
Bei Mamas Burger teilen wir uns ein Cheeseburger Menü und gehen aufs Klo.
Wir tauchen noch mal ab in den Untergrund und kommen am Castello Sforzesco wieder ans Tageslicht, gehen durch die Innenhöfe und legen uns danach im Park an einer schattigen Stelle ins Gras und schlafen ein.
Danach laufen wir weiter durch den Park und kommen zum Arco della Pace, ein von Napoleon in Auftrag gegebener Triumphbogen, dessen Fertigstellung der Korse aber nicht mehr erlebte.
Hinter dem Bogen sehen wir in kurzen Abständen die netten alten Straßenbahnwagen vorbeizuckeln, deswegen beschließen wir, einfach mal in so ein Ding einzusteigen. Ticket kostet €1,50 und gibt’s nur beim Tabacchi. Wir fahren bis zur Endhaltestelle und wieder zurück und beobachten dabei jede Menge skurriler Gestalten. In der Nähe unseres Hotels steigen wir wieder aus und müssen feststellen, dass sich der Himmel bezogen hat und es auch ein wenig kühler geworden ist. Zurück zum Hotel und später noch mal einen Supermarkt besucht.
Sonnabend, 04. April 2015
Im Frühstücksraum ist es heute überfüllt und an der Kaffeemaschine muss man anstehen. Das Personal ist sichtbar genervt. Wir nehmen uns vor, morgen früher aufzustehen. Wir kommen erst um 12.00 Uhr los. Der Himmel ist grau und als wir das Hotel verlassen, merken wir, dass es geregnet hat. Mit der Metro fahren zum Cimetero Monumentale, ein wirklich einzigartiger Friedhof. Wir haben ja schon einige sehenswerte Begräbnisstätten u.a. in Paris und Verona besucht aber so was wie hier haben wir noch nicht gesehen. Es handelt sich hauptsächlich um Familiengräber, die sich in zahllosen Mausoleen befinden, die die Größe von dreistöckigen Einfamilienhäusern haben. Es herrscht Eklektizismus auf engstem Raum. Manche Gräber sind so groß wie eine Dorfkirche. Auch auf die Gestaltung wurde viel Wert gelegt, auf vielen Gräbern stehen Skulpturen mit großem künstlerischem Anspruch. Natürlich ist immer der Tod das Thema. Richtig (aus unserer Sicht) berühmte Leute liegen hier aber nicht. Lt. Wikipedia hat Evita Peron hier bis 1971 unter falschen Namen gelegen, bis sie dann wieder nach Argentinien zurück überführt wurde.
Nach zwei Stunden verlassen wir den Friedhof und laufen durch das in der Nähe liegende Chinatown. Hier gibt es viele Läden mit Winkekatzen. In einem Restaurant teilen wir uns eine Ente kross und Susanne trinkt einen Tee. Natürlich gehen wir auch aufs Klo.
Laut Karte ist der Park hinter dem Castello Sforzesco nicht mehr weit und so kommen wir entlang der Mailänder Fußball-Arena wieder am Castello an. Von hier geht’s mit der Metro nochmal zur Piazza Duomo,wo wir uns durch besagtes Einkaufszentrum Vittorio Emanuele II drängeln um auf der anderen Seite an der Piazza della Scala heraus zukommen. Hier steht das berühmte Theater, das aber von außen ziemlich nüchtern wirkt. Heute wird das Ballett „Giselle“ aufgeführt und ein paar undurchsichtige Typen bieten uns Eintrittskarten für den Abend an. Wir laufen einmal ums Karree und zuckeln dann mit der Straßenbahn zurück zum Corso Magenta. An der Kirche St. Maria delle Grazie steigen wir aus und gehen in das Gotteshaus. Hier kann man sich auch bei einigen älteren weiß gewandeten Herren, die jeweils in einer kleinen Holzhütte sitzen, Absolution erteilen lassen, was auch der eine oder andere tut.
Später erfahren wir, dass diese Kirche zu dem Kloster gehört, in dessen Refektorium sich das berühmte Fresko „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci befindet. Susanne geht noch mal los und erfährt, dass es für heute schon zu spät fürs Abendmahl ist und der Eintritt €8,00 kostet.
Ostersonntag, 05. April 2015
Um 8,30 Uhr entspannt gefrühstückt und wieder hingelegt. Um 10,30 Uhr das Auto aus der Garage geholt und die autostrada Richtung Como eingeschlagen. 2x Maut bezahlt (€1,70 und €2,20). Nach gut 40 Minuten sind wir in Como am Comer See und stellen das Auto in einem Parkhaus ab. Die meisten Läden haben zu, aber es gibt einen großen Markt auf dem wir einen Regenschirm kaufen, denn es nieselt leicht sowie 2 Sonnenbrillen. Die Temperatur ist nicht gerade sommerlich (knapp 10°C).
Como hat eine sehr schöne Altstadt mit einem sehenswerten Dom, in dem heute natürlich viele Leute dem Prediger bei der Ostermesse lauschen. Nicht weit vom Domplatz beginnt der Comer See. Durch seine reizvolle Lage inmitten steiler Berghänge an der Grenze zur Schweiz ist die Gegend eine begehrte Region. U.a. soll George Clooney hier seine Villa bezogen haben. Ein berühmter Sohn dieser Stadt ist Alessandrio Volta, der als der Erfinder der Batterie bezeichnet werden kann. Wo wären wir heute ohne seine Entdeckung?
Entlang des Seeufers kommt man zum Ausgangsbahnhof einer funicolare, die hinauf zum 750 m hoch gelegenem Örtchen Brunato fährt. Von hier oben hat man natürlich einen noch größeren Überblick. Leider spielt das Wetter nicht so richtig mit. Es regnet zwar nicht aber einige der umliegenden Gipfel verschwinden in den Wolken. Trotzdem hat man einen Superblick auf See und Umland. Wir laufen an verschiedenen Villen vorbei und kommen zu einem weiteren Panorama-Punkt.
Um 17,45 Uhr sind wir wieder zurück in unserem Hotel.
das war aus dem film“go trab by go“
wer weiß das nicht?
trabbi natürlich. bist du mal trabbi gefahren? ich ja.
Richtig!
Ich kann die italienische Frühlingsluft, die Euch um die Nase weht und die sonnige Wärme förmlich spüren beim Lesen. Ich hoffe auf besseres Internet für die Fotos die nächsten Tage.
Fotos sind jetzt drin. Frohe Ostern!
Sehr schöner Bericht! Da bekommt man richtig Fernweh. Schöne Ostergrüße aus Velten! Das Wetter in Berlin/Velten war ja nun am Osterwochenende doch noch schön.
sehr schöne bilder habt ihr gemacht. italien ist immer wieder überall fotogen.