Normandie 2010

Sonnabend, 07.08.10

 

Wir fahren gegen 9,00 Uhr in Velten los und machen unseren ersten Stop in der Nähe von Hannover auf einem Parkplatz. Dort essen wir die von Mama geschmierten Brötchen. Nach 15 Minuten geht’s weiter. Keine nennenswerten Staus unterwegs. Im Ruhrgebiet geht unser Sprit zur Neige und wir tanken in einem Vorort von Krefeld. Jetzt beginnt auch die selbstgebrannte MP3-CD mit Papas 150 Lieblings-Titeln von vorne und Maxe legt Deep Purple ein. Danach hören wir Radio. Maxe hat den Vorteil, zwischendurch immer mal wegdämmern zu können wenn er nicht gerade liest.

Gegen 15,00 Uhr passieren wir die holländische Grenze und verfahren uns höllisch im Großraum Eindhoven. Grund ist eine neugebaute Superautobahn, die unsere 2004-er Navigation nicht kennt. Der Fehler kostet uns ca. eine halbe Stunde. Richtung Antwerpen nervt uns eine blind mitreisende Fliege, die das Fahrzeug nicht verlassen will. Hin und wieder regnet es. Die Autobahn zwischen belgischer Grenze und Antwerpen (ca. 70 km) ist nachts komplett beleuchtet. Das Radio spricht holländisch, spielt aber auch mal einen deutschen Schlager.

Ankunft im Hotel nach einigem Rumgegurke durch Brüssel um 17.30 Uhr. Nach dem Einchecken, Papa duscht und holt um die Ecke was zu futtern, Maxe checkt die TV-Kanäle und prüft Internet-Verfügbarkeit, gehen wir noch mal Richtung Altstadt. Mit einem Fahrstuhl fährt man in die Altstadt runter, justament dann beginnts zu schiffen und wir brechen die Aktion ab. Jetzt gucken wir Al Jazeera.

 

Sonntag, 8. August 2010

 

7.30 Uhr aufgestanden und geduscht. Papa läuft um einer paar Häuserecken und sucht nach einem Zahnbürstengeschäft. Aber an diesem Sonntagmorgen hat noch alles zu. Wir gehen erstmal frühstücken – und finden alles so wie es sein muss: Toast, Schwarzbrot, Käse, Wurscht – alles da. Sogar Bratwürste. Dann finden doch noch einen Laden mit Zahnbürsten und checken aus. 9.30 Uhr Start Richtung Normandie. Wir haben gute 600 km vor uns und canceln den Waterloo-Plan. Fängt sowieso schon wieder an zu regnen. Genau an der französischen Grenze reißt der Himmel auf. Vive la france! Aber von jetzt ab kostet die Autobahn. Wir werden, glaub ich, insgesamt 6 mal mit Beiträgen zwischen einem und 8,50 € zur Kasse gebeten. Es ist nicht viel los. Am spektakulärsten ist die Überquerung der Seine-Mündung und eines Nebenarms über zwei riesige Brückenkonstruktionen. Ansonsten nur Wiesen, Wälder und Felder und nicht aussprechbare Namen auf den Ortsschildern. Einmal machen wir Pause, Maxe isst einen Monster-Muffin und Papa trinkt ´nen Kaffee. Kurz nach 16.00 Uhr erreichen wir Agneaux in der Nähe von Saint-Lô und finden auch gleich unser Château.

 

 

Das gebuchte Zimmer liegt im dritten Stock unterm Dach und ist nur über die Turmtreppe zu erreichen. Da es viel zu klein ist und nur ein 1,40 m breites Bett hat mieten wir das Nebenzimmer gleich zum Vorzugspreis mit und haben jetzt das gesamte Dachgeschoß für uns alleine. Das Bad befindet sich in der Turmspitze ist aber sanitärtechnisch auf dem neuesten Stand. Im Fernsehen gibt es nur französisches Programm, Internet geht auch erstmal nicht und Max ist sauer.

Wir fahren nach Saint-Lô, ziehen Geld am Automaten und essen jeder einen Dönerteller, französische Restaurants servieren erst ab 19.00 Uhr warme Speisen. Beim Türken holen wir Brause und Bier.

Zurück zum Château, wo Papa kurz die nähere Umgebung erkundet. Von unseren Kemenaten aus hat man einen weiten Blick über ein großes, grünes Tal, durch das ein Flüsschen mäandert. Das Fenster in Papas Kabuff ist eher eine Schiess-Scharte. Abends „Der Glöckner von Notre Dame“ (moderne Fassung) und „Mord im Orient-Express“ geguckt.

 

Montag, 9. August 2010

 

Sehr gut geschlafen und gegen 8,30 Uhr von allerlei Vogel-Tirili aufgewacht. Maxe aus dem Bett geprügelt und während er sich duscht gehe ich hinunter ins Tal und fotografiere das Château von hier aus im Morgenlicht.

Wir fahren zu einem Bäcker im Ort wo wir uns unser dejeuneux mit Kaffee, Kakao, Croissant, Schweineohr (plambier) und Apfeltasche (chassuer du pomme oder so) kaufen. Dem Navigator geben wir „Omaha Beach“ als Ziel an und der leitet uns zu einem Golfplatz etwa 20 km entfernt. Nachdem wir „Pointe du Hoc“ eingeben kommen wir zum gewünschten Ziel. Hier befinden sich auf einer Anhöhe Bunkerreste, Bombenkrater und ein Informationscenter. Es wird viel gebaut um einerseits den Schauplatz der Kämpfe soweit es geht authentisch zu erhalten aber auch andererseits den Besucherströmen gerecht zu werden. Viele Familien sind mir ihren Kinder da.

Anschließend fahren wir zum amerikanischen Soldatenfriedhof nach Collville sur Mer ca. 10 km östlich. Hier hat man fast 10.000 mit Namen versehene und korrekt ausgerichtete Marmorkreuze aufgestellt. Dazwischen eine Gedenk-Kapelle sowie ein Mahnmal. Auch hier gibt es ein Informationscenter vor dessen Betreten man sich einem Security Check unterziehen muss. Dort werden Filme und persönliche Schicksale von US-Soldaten gezeigt. Es war teilweise sehr bewegend.

Die Gedenkstätte mitsamt dem Friedhof liegt auf einer Anhöhe über dem Strand an dem z.Z. wohl Ebbe herrscht. Wir fahren einige Kilomter zurück nach St. Laurent sur Mer und dort runter an den Strand. Hier kann man sehen wie weit das Wasser bei Flut normalerweise steht.

Auch hier diverse Monumente zum Gedenken an die alliierte Landung am 6. Juni 1944.

 

 

Der Strand ist auch zum Baden schön nur Max hat keine Lust sondern Hunger. Die lokalen Restaurants erscheinen uns zu speziell (Fisch) und zu teuer. Wir beschließen in die nächste größere Stadt zu fahren und die heißt Bayeux. Die ist Gegensatz zu unserem Saint-Lô von den Kämpfen fast vollständig verschont worden und besitzt eine wunderschöne Kathedrale und ein schnuckeliges mittelalterliches Stadtzentrum. In einem Presseladen kaufe ich eine 4 Tage alte SZ. Maxe betritt widerwillig die Kathedrale Notre Dame de Bayeux. Der hiesige Baustil sakraler Gebäude nennt sich Flamboryant o. s. ä. und zeichnet sich durch eine hohe Detailvielfalt an den Sandsteinfassaden aus. Das und der strahlend blaue Himmel ergeben sicher schöne Fotos.

 

 

Da der Franzose wie gesagt vor 19.00 Uhr nichts Warmes zu sich nimmt, sind auch die meistens Restaurants nicht geöffnet. Wir finden trotzdem eine Pizzeria und essen Ham bzw. Sliced Chicken mit Frites und Salad. Eine Cola kostet 4,50 €.

Wir laufen noch ein bisschen durch die Altstadt und dann zurück zum Auto. Nach Saint-Lô sind es ca. 30 km. Dort gehen wir in einen ziemlich schäbigen Supermarkt, der sich komischerweise „le Mutant“ nennt und kaufen Getränke und Erdnüsse.

Zurück im Château wird sofort gecheckt, ob Internet geht – und es geht. Wir skypen kurz mit Velten und erfahren, dass zu Hause alles in Ordnung ist. Leider ist die Verbindung instabil.

Papa geht runter in den Park und ließt sein Buch und Maxe chattet mit irgendwelchen Leuten.

Morgen wollen wir (d.h. Papa, Maxe muss mit) zur Ile Mont Saint Michel.

 

Dienstag, 10. August 2010

 

8,30 Uhr aufgewacht. Heute kein Tirili . es gießt in Strömen und es soll dann auch den ganzen Tag bewölkt und regnerisch bleiben. Wir stehen erst 9.45 Uhr auf und Papa will die Hotel-Madame fragen, wie man am günstigsten zu den Kanalinseln kommt. Die Dame spricht deutsch und sagt erstmal es ist was schiefgelaufen, Maxes Zimmer wird ab heute gebraucht, aber wir kriegen ein zusätzliches Gästebett ins Zimmer. Ich bin einverstanden, denn es wird billiger für uns. Dann reden wir über die Fähren zu den Kanalinseln, Le Mont Saint-Michel, die politische Lage und dass alles immer schlimmer wird.

10.45 Uhr starten Maxe und ich nach Le Mont Saint-Michel, es regnet immer stärker. Die Entfernung beträgt fast 100 km. Wir müssen wieder tanken, fahren aber umweltbewusst an einer BP-Tankstelle vorbei und tanken und frühstücken bei Shell.

Die letzten 20 km laufen entlang der Küste und man sieht schon sehr früh den gewaltigen Felsen mit dem Kloster oben drauf, da alles andere hier flaches Land ist. Die tief hängenden Regenwolken passen jetzt gut zu der Kulisse. Papa murmelt was von Isengard…

Die letzten Meter bringen uns in die Wirklichkeit zurück: Vor dem Berg breiten sich riesige Parkplätze voller PKW, Wohnwagen und Bussen aus. Man knöpft uns 5,- € ab und wir laufen mit den anderen Massen die letzten Meter über den Damm zum Eingang. Drinnen nur Gedränge und in den hübschen kleinen Häuschen befinden sich ausschließlich Restaurants und Souvenir-Shops. Die Gasse steigt steil an und nach einigen Treppen steht man an der Kassenschlange zum Kloster. Nach dem Ticketkauf (Papa: 8,50 €, Maxe: nichts) betritt man den Klosterhof, die Abtei und weitere Räumlichkeiten. Hier verliert sich die Menschenmasse einigermaßen. Das Kloster (Namensgeber ist der Erzengel Michael) ist nur noch ein Museum, d.h. man sieht keinerlei sakrales Interieur. In einem Innenhof liegt ein schöner Kreuzgang. Der Blick von oben ist fantastisch. Die kleinen Punkte, die im Watt umherirren sind Menschen.

Beim Abstieg muss man durch den offiziellen Souvenirladen und Maxe kauft eine Ansichtskarte, die er gerne Oma und Opa schicken möchte.

Zurück müssen wir wieder durch die Shop-Gasse und bleiben dann doch in einem größeren Geschäft hängen, wo wir diverse Andenken erwerben.

16.30 Uhr sitzen wir wieder im Auto, es dauert aber immer noch eine halbe Stunde Stop and Go bis wir wieder auf der Landstraße sind. Auf der Rückfahrt besuchen wir einen deutschen Soldatenfriedhof, der hier Anfang der 70er Jahre von der Deutschen Kriegsgräber-Fürsorge angelegt wurde. Hier liegen die Überreste von über 11.000 Wehrmachtssoldaten in einem kreisrunden Kryptorium.

friedhof1friedhof2

Zurück in Saint-Lô geht Papa noch in einen Marchê Plus und kauft Weintrauben und Tomaten. Vorher hatten wir schon Bananen und Birnen gekauft – damit wir nicht an Skorbut erkranken.

 

Mittwoch, 11. August 2010

 

Heute sollte es eigentlich nach Jersey gehen. Wir springen 7.45 Uhr aus dem Bett, starten 8.30 Uhr nach Braneville-Carteret, wo wir gegen 9.30 Uhr am Fährhafen ankommen. Vor uns am Schalter eine ziemlich große Menschenmenge, aber alle haben eine Reservierung. Mir schwant Schlimmes und genauso ist es dann auch, Überfahrt nur bei Vorausbuchung. Keine Chance sagt man uns, morgen auch nicht. Einem älteren Ehepaar aus Ulm, die vor uns in der Schlange stehen ergeht es genauso wie uns und sie müssen auf den Tagestrip auf die Kanalinsel verzichten. Watt nu? Wir beschließen nach Cherbourg, eine Hafenstadt am nördlichen Ende der Halbinsel Cotentin zu fahren, das sind etwa 30 km. Wetter is ja schön. In Cherbourg-Octenville parken wir in der Nähe des Hafens und gehen in die Altstadt. Beim Subway wollen wir endlich frühstücken, müssen aber lange auf unser Sub warten, weil der Ofen noch kalt ist. Vorher hat Max einen Heavy-Metal-Devotionalienladen entdeckt, der seiner Meinung nach coole T-Shirts hat aber erst um 14.00 Uhr aufmacht. In einer Art Kulturkaufhaus wird ein PC-Spiel gekauft.

Auf einer Halbinsel im Hafen liegt die Citê de la Mer, eine Mischung aus Stralsunder Meeresmuseum und Disneyland. Wir kaufen Eintrittskarten und finden in einem Trockendock ein außer Dienst gestelltes französisches Atom-U-Boot von beachtlichen Abmessungen. Da kann man reingehen und sich alles angucken. Insgesamt 16 Raketen mit Atomsprengköpfen, wovon jeder soundsoviel mal dieHiroshima-Bombe übertrifft, können gleichzeitig auf ein Ziel abgefeuert werden.

In einem anderen Teil der Ausstellung sind große Aquarien mit vielerlei bunten Fischen, Nautilussen und sogar Quallen. Für 15.30 Uhr sind wir für eine Attraktion angemeldet, das is aber noch ein bisschen hin, weswegen wir zurück zur Altstadt gehen und Maxe sich in dem Gruftiladen ein T-Shirt kauft. Die Verkäuferin sieht aus wie Marianne Rosenberg in ihrer schwärzesten Phase.

Zur „Attraktion“ stehen wir pünktlich am vorgeschriebenen Ort und bekommen ein rosa Pappschild mit einem Fisch um den Hals. Dann gehen wir durch verschiedene Raume und werden Teil einer fiktiven Handlung wobei es irgendwie um Tiefsee-Erforschung geht. Viel verstehen wir nicht, da unser persönlicher Dolmetscher zwar englisch aber viel zu leise spricht. In einer beweglichen Kapsel werden wir synchron zum Tauchfilm auf der Leinwand vor uns ein wenig geschüttelt. Zum Schluss wird uns dann noch ein Film gezeigt, in den man Szenen mit uns einmontiert hat, was dann doch für einige Lacher sorgt.

Zurück zum Château sind es ca. 80 km.

 

Donnerstag, 12. August 2010

 

Heute bis 11.00 Uhr gepennt. Ehe Maxe sich gefönt hat, ist es um 12.00. Wir fahren nach Bayeux und kaufen dort allerhand Krimskrams. Um 15,00 Uhr sind wir zurück. Das war der Donnerstag.

Abends dann noch eine mehrgängiges Menü im Château-eigenen Restaurant zu uns genommen. Maxe seins hieß Louis XV und Papas hieß Louis XXV, wobei die römische Ziffer auch gleich der Preis ist. Das Ambiente stimmt. Leider haben wir gar keine Ahnung, was sich hinter den französischen Bezeichnungen auf der Karte verbirgt. Papa befürchtet irgendwas mit Fisch und sollte Recht behalten. Schon der ersten Gang, ein kleines Schälchen mit irgendwas tierischem kommt eindeutig aus dem Meer. Papas zweiter Gang ist kalte Melonensuppe mit Schinken. Konnte man essen. Hauptgang: Maxe – Fisch (Max isst nur die Hälfte); Papa – Ente auf Kartoffel-Pü (Fleisch sehr zäh, Rest lecker). Dessert: Eis, Espresso.

Danach versucht Papa zu schlafen, Maxe chattet bis 0.30 Uhr.

 

Freitag, 13. August 2010

 

Um sieben aufgestanden, alles im Auto verstaut und Rechnung bezahlt. 8.45 Uhr Richtung Aachen gestartet. Vorher Croissant, Chansseus de Pommes sowie Kakao und Kaffe beim Bäcker gekauft und draußen auf der Bank verzehrt. Karte bei der Post eingeworfen und getankt.

Erste Pause nach ca.2 ½ Stunden. Dann noch mal kurz bei der Pont de Normandie und beim Tanken in Belgien. Kurze vor der deutschen Grenze ruft Mademoiselle aus dem Château an, ob wir den Zimmerschlüssel mitgenommen hätten. Ich bin mir 100%-ig sicher, dass ich ihn in der Zimmertür gelassen haben.

Um 16.30 Uhr sind wir in Aachen (Aken, Aix-la-chapelle). Hotel Benelux. Maxe ruft in Velten an und setzt sich vor den Fernseher und ich lauf in die nahe liegende Altstadt und besuche den Dom. Drinnen wird gerade viel gebaut. Das Rathaus schließt gerade, ist aber auch von außen sehenswert.

Kann Max dann doch motivieren mitzukommen und wir gehen in einen Buchladen und natürlich in einen Media Markt. Max kauft sich ein T-Shirt für 19,90 und ich eine CD für 4,90 €. Danach gehen wir in ein Kartoffelhaus namens „Pomm-Pös“ und speisen deutsch.

Im deutschen Fernsehen kommt „Krieg der Sterne“ und „Cindy aus Marzahn“.