08. – 15. April 2009
Mittwoch, 08. April
Start ca. 08.30 Uhr, Elvis ist zwar einigermaßen überrascht von der Aufbruchstimmung, wird aber dann nicht großartig verabschiedet sondern in die Küche gesperrt. Trotz der fast hochsommerlichen Temperaturen der letzten Tage ist es an diesem Morgen recht frisch und es hat sogar ein wenig geregnet. Wir schlagen den Weg Richtung Osten ein und folgen dann der Salzach Richtung Süden. Die Handys melden schon Ösi-Netz obwohl wir uns noch auf bayerischen Straßen bewegen. Vor uns tauchen die Alpen mit ihren schneebedeckten Gipfeln auf.
In Salzburg kaufen wir an einer Tanke das Pickerl für 10 Tage, kleben es auf eine der wenigen freien Stellen unsrer Windschutzscheibe und fahren erstmal 10 km in die falsche Richtung. Dann kriegen wir doch noch die Kurve und auf geht’s Richtung Villach. Nach Passage des Tauern- (6,4 km) und Katschbergtunnels (5,8) schwenken wir Richtung Italien. Links und rechts der Autobahn sieht man vereinzelte aktive Skilifte und –pisten mit geschlossener Schneedecke, obwohl unser Außenthermometer +12° Celsius meldet.
Irgendwo in Kärnten machen wir Halt an einer Tankstelle, damit alle mal pullern können.
Der Grenzübertritt nach Italien ist kaum wahrnehmbar.
Richtung Udine wird das Land immer flacher. Die Autobahn ist angenehm leer.
100 km vor dem Ziel wird der Verkehr wieder dichter und ruppiger. Maxe hatte es sich zum Spass gemacht, Grimassen mit der Webcam des Netbooks aufzuzeichnen. Mama und Jule gucken hinten DVD.
Kurz vor Venedig kommt unsere Navigation nicht mit einer neugebauten Autobahn zurecht und wir müssen unsere eigene Rübe gebrauchen. Sind dann aber doch endlich im Casa Country gelandet und werden dort von zwei freundlichen älteren Herrschaften, Maria und Paolo, sowie Hund Jeremia begrüßt. Natürlich liegt die Casa doch nicht ganz so abgeschieden und idyllisch wie auf ihrer Internet-Seite beschrieben, sondern ca. 400 m von der kaum wirksamen Lärmschutzwand der Autobahn Venedig-Padua entfernt unter zwei sich kreuzenden Hochspannungsleitungen…
Die Zimmer sind riesig und sehr schön. Unsere kleine Wirtin zeigt uns den Frühstücksraum und wir einigen uns mit ihr in einem englisch-italienischem Verständigungsgemisch, dass wir die außen liegende Küche an einigen Tagen unseres Aufenthalts nutzen wollen.
Wir fahren in die Stadt Mirano und Mama hebt am Bancomat der Banco Popolare 50,- Euros ab. Nach dem etwas komplizierten Parken des Autos im Centro von Mirano schlendern wir an diversen Geschäften vorbei und Maxe entdeckt Hitlers „Mein Kampf“ an einem Bücher-Verkaufsstand. Leider nur auf italienisch.
Wir steigen ins Auto und steuern einen auch in Deutschland gängigen Einkaufsriesen an um Brot, Bier, Käse und Wasser zu erwerben. In dem Terrarium eines Tierhändlers schlummern zwei hamstergroße Hundewelpen.
Am Bahnhofs-Parkplatz halten wir Brotzeit und fahren dann zurück zu unserer Casa…
Donnerstag, 09. April „Venezia“
Wir schlafen bis um acht und gehen dann zum calzione in den Frühstücksraum. Es gibt eingepackte Kuchenbrötchen, Butter, Schmierkäse und Zwieback. Sowie Rosmarien-Cracker und anderes süßes Zeugs. Zum Trinken gibt es Milch, Wasser, Kaffee und Orangensaft. Unsere Gastgeber sind bemüht, es uns so angenehm wie möglich zu machen. Mama unterhält sich mit der Signora im Garten. Gegen 9,45 Uhr fahren wir zur stazione Mira-Mirano und stellen unser Auto auf dem gut gefüllten Parkplatz ab.
Der Ticket-Automat im Bahnhofsgebäude schläft noch und zum Tabacchi ist es zu weit, um Fahrkarten zu kaufen, also beschließen wir, schwarz zu fahren. Um 10.26 Uhr kommt der Zug aus Padua an und fährt um 10.29 Uhr weiter nach Venezia Santa Lucia. Obwohl die Fahrt nur 20 min dauert, ist es uns unangenehm ohne Tickets.
Der Zug passiert den Vorort Mestre mit seinen eher nicht so schönen Wohn- und Industriegebäuden und anschließend im gemächlichen Tempo den Damm.
Nach dem Verlassen von Venedigs Bahnhof überqueren wir eine Brücke und tauchen ab in die Gassen der Lagunenstadt. Natürlich sind wir nicht alleine. Mit uns haben abertausende Touristen aller Herren Länder die gleiche Idee gehabt. Der Hochnebel klärt sich langsam auf.
Wir laufen durch ein Gassengewirr, finden aber immer wieder Hinweisschilder, die zur Rialto-Brücke und zum Markusplatz weisen. Auf den Stufen einer Kirche essen wir unsere mitgebrachten Brote. Unweit der berühmten Brücke kauft Mama auf einem Markt 3 frische Knoblauchzehen für einen Euro und Papa bestaunt mit leichtem Schauder die frischen, noch lebenden frutti del mare mit sechs, acht oder mehr Beinen.
Auf der Piazza die San Marco eskaliert zum ersten Mal die Situation und wir verlieren uns aus den Augen. Letztlich finden wir uns dann aber doch mit Hilfe unserer Handys wieder und laufen entlang den Arkaden des Dogenpalastes zu den Anlegestellen der vaporetti.
Einige mobile, offensichtlich afrikanische Handtaschenverkäufer versuchen, überaus hochwertige Handtaschen sehr preiswert an die unbedarfte Kundschaft zu bringen, werden aber von der italienischen Staatsmacht daran gehindert. Die Gäste der Cafeterias werden amüsiert Zeuge dieses Life-Krimis und klatschen johlend Applaus.
Wir besteigen eine Fähre nach S. Giorgio (einfache Fahrt 2,-/Person) und sind in kürzester Zeit auf der kleinen Insel gegenüber dem Markusplatz. Dort ist es wesentlich ruhiger. Zuerst fährt Papa, anschließend der Rest via Lift auf den Campanile und genießt das atemberaubende Panorama. Bei Jule, Max und Mama fangen die Glocken an zu bimmeln.
Wir zuckeln wieder zurück (noch mal schwarz) zur Piazza di San Marco und laufen, den Hinweisschildern „Alla ferrovia“ folgend zurück zum Bahnhof. Bei einem Chinesen kaufen wir „Würstel-Pizza“ auf die Faust.
Zurück am Bahnhof haben wir noch etwa eine ¾ Stunde Zeit, ehe unser Zug Richtung Vincenze vom binario 15 startet. Diesmal kaufen wir im Interesse einer entspannten Rückfahrt die erforderlichen Fahrkarten für 1,80 €/Person. Mama schreibt einige Karten an diverse Onkel und Tanten sowie Löfflers in Germany.
Nochmal zum Famila-Supermarkt in Mirano (2) und für ca. 65.- € Lebensmittel (morgen ist Karfreitag) gekauft. Diesmal befinden sich andere Welpen im Terrarium des Tierladens.
Gegen 19.30 Uhr sind wir zurück in unserer Casa und Mama und Jule kochen Spaghetti mit Erbsen.
Karfreitag, 10. April „Lido und Murano“
Der Ärger beginnt gleich am Morgen: Erst fällt Papas Brillenglas beim Frühstück in die Butter und dann das: Wir haben vorne links einen Platten! Paolo hilft uns erst mit einer Fußpumpe, geleitet uns dann aber zur nächsten Werkstatt. Die finden sofort den eingefahrenen Nagel und reparieren den Schaden. Der Meister verlangt 12,- €. Wir schaffen den Zug um 10.59 Uhr nach Venezia S.L.
Dort reihen wir uns in die Schlange vor den Vaporetti-Ticketschaltern ein. Maxe bekommt einen Anruf von seinem Kumpel („Eh, Alter – ich bin Italien!“). Wir kaufen vier 12-Stundentickets und löhnen 64 Euronen. Das Liniensystem der Wasserbusse ist nur auf den ersten Blick unübersichtlich. Wir schiffen uns zum Lido ein und umrunden die Altstadt auf der westlichen Seite. Eine riesige Motoryacht namens „CARINTHIA VII“ liegt an einem Kai. Wir sitzen alle vier im Heck unseres Dampfers. Nach der Passage von Giudecca und S. Giorgio machen wir noch mal nahe dem Markusplatz, der heute noch voller ist als gestern, fest und schippern dann rüber zum Lido. Auf dem Weg zum Strand läuft uns doch prompt Dr. Dyma Z. von Grasso, Abt. SV samt Familie über den Weg. Am Strand liegen viele verschiedenartige Muscheln, einige sind noch bewohnt, sowie jede Menge Strandgut (Müll). Über allem liegt ein leicht fischiges Bukett. Papa zieht sich die Schuhe und Strümpfe aus und schreitet mutig durch die Fluten der Adria, einige wenige Leute baden schon. Mama sammelt Muscheln.
Wir verlassen den Strand und gehen zurück zur Promenade. Jule kauft im Strandshop ein paar Ansichtskarten. Entlang des Lungomare grünen die Bäume und Sträucher. Auf einer Mauer sonnen sich Eidechsen. Seeluft macht hungrig. Hinter dem Hotel „Exelsior“ finden wir eine Pizzeria mit karibischem Ambiente.
Zurück zur Dampferanlegestelle geht’s mit’n Bus. Wir setzen über zur Station S.Elena und von dort mit Linie 42 vorbei an der Friedhofsinsel S.Michele zur Insel Murano. Hier gibt es viele Glas-Manufakturen und die dazugehörigen Geschäfte.
An den Anlegestellen drängeln sich die Tagestouristen. Wir gelangen auf einem ziemlich vollem vaporetto auf indirektem Wege zur Station ferrovia, also zum Bahnhof. Dort können wir gerade noch Tickets ziehen (Maxe weiß, wie man dem Automaten 4 Stück auf einmal entlockt), denn 10 min. später fährt unser Zug vom binario 19 ab.
Der Reifen hat die Luft gehalten.
Abends checken weitere Gäste in der Casa Country ein.
Sonnabend, 11. April „Padua“
Heute ein bisschen länger geschlafen und gestern mit den Gastgebern das Frühstück erst zu 9.00 Uhr vereinbart. Mama lernt mit Hilfe der Wirtin einige Vokabeln zum Thema Wäschewaschen und wendet diese auch gleich an. Maxe ist sauer, dass seine weiße Strickjacke als erstes der Seife zum Opfer fällt und somit heute nicht zum Einsatz kommt.
Wir nehmen den Zug um 11.29 Uhr; diesmal vom binario uno, also in entgegen gesetzter Richtung. Unser treno passiert die Bahnhöfe Dolo, V—P.., Ponte di Brenta und hält schließlich in Padua. Die Gegend um den Bahnhof macht keinen besonders Vertrauen erweckenden Eindruck. In einem Internet-Cafe checken wir unsere Postfächer und laufen dann Richtung historisches Stadtzentrum. Da es hier eine offenbar gut entwickelte Nahverkehrstruktur in Form diverser putziger Busse und einer Einschienenbahn auf Gummirädern gibt, kaufen wir beim nächsten Zeitungsladen vier 75-Minuten-Karten a 1 Euro und steigen in die futuristische Tram. Intuitiv wird nach 3 Stationen wieder ausgestiegen und wir stehen nach einigen Schritten direkt vor der Basilika des heiligen Antonius. Wahrscheinlich sind wir uns auf Grund unserer mangelhaften religiösen Prägung gar nicht der Bedeutung des Augenblickes bewusst. Besonders Maxe nicht. Trotzdem ist das Bauwerk interessant. In einem der beiden anschließenden Kreuzgänge steht eine 200 Jahre alte Magniole.
Wir laufen Richtung Süden und kommen zu einem Ramschmarkt, der auf dem Rondell eines römischen Amphitheaters stattfindet. Jule ruft Thomas und Maxe Rebecca an.
Wir fahren via Tram 3 Stationen Richtung Norden und lernen dort einige weitere berühmte Bauten kennen. Maxes Begeisterung hält sich in Grenzen. Wir durchstreifen ein Stadtviertel, das sich In Ghetto nennt, nach einer Pizzeria und landen dann in einem Laden, wo wir Pizza, Hot Dog und zwei winzige Puppentassen mit einer Teer-ähnlichen Flüssigkeit namens Kaffee kaufen.
Back to the Bahnhof, Süddeutsche und Tickets gekauft. Gegen 17.00 Uhr sind wir wieder in Mira-Mirano und kurze Zeit später im Famila.
Da ist richtig was los, denn morgen ist Ostern, oder pasqua, wie man hier sagt.
Ostersonntag, 12. April
Auch heute frühstücken wir erst um neun. Maxe verzichtet ganz. Die Wirtsleute haben uns einen Osterkuchen hingestellt, sie nennen es hier „Colombo“ oder so.
Wir starten gegen elf Richtung Mira und fahren dann entlang der Brenta bis Stra. In dieser Gegend gibt es viele Villen der wohlhabenden Venizianer, die vor Pest und Elend aufs Festland flüchteten. Die größte und schönste dieser Villen heißt Villa Pisani (erbaut 1720 bis 1740) und befindet sich in Stra. Sie ist heute inkl. Park ein nationales Museum. Wir finden in der Nähe einen freien Parkplatz. Das Wetter ist hochsommerlich warm, wie wir es selten im August haben. Im Rinnstein liegt eine tote Bisamratte.
Den Park betritt man durch die Eingangshalle der Villa. Die Kinderchen haben freien Eintritt. Im schön angelegten riesigen Park wachsen u.a. auch Mandarinen und Zitronen. Es gibt einen Reihe von Pavillons und antike Skulpturen sowie ein Labyrinth aus 2 m hohen Hecken. Letzteres sollte man nicht unterschätzen. Wir dachten auch erst: „is ja Kinderkram!“, waren dann aber doch auf fremde Hilfe angewiesen, um wieder rauszukommen.
In der Villa gibt es unzählige Zimmer, eins davon wurde auch von Napoleon bewohnt, wann und wie lange, müssen wir noch recherchieren. Viele der Deckenfresken und Wandgemälde stammen von dem hiesigen Maler Tiepolo. Anschließend besuchen wir noch eine Ausstellung über das Werk der impressionistischen Malerin Emma Ciardi (1879-1933), die sich hauptsächlich mit venezianischen Motiven des 18. Jahrhunderts beschäftigt hat. Wieder draußen reicht es den Kindern mit Kultur und wir essen auf einer Bank an einem Kanal in der prallen Sonne unseren gestern gekauften „Colombo“.
Zurück in der Casa halten wir Siesta. Jule macht Hausaufgaben. Mama und Papa laufen Richtung Stadt und besuchen den Friedhof. Die Art und Weise, wie die Italiener mit ihren Verblichenen umgehen, wirkt auf uns befremdlich.
Morgen früh wollen Mama und Papa vor Sonnenaufgang nach Venedig fahren.
Ostermontag, 13. April
Unser Wecker bimmelt um 5.00 Uhr. Ohne Frühstück brechen Mama und Papa Richtung Bahnhof auf. Maria hat freundlicherweise das Tor geöffnet. Mama hatte am Tag zuvor die Wirtsleute umständlich von unserem Plan in Kenntnis setzen können.
Der Zug fährt pünktlich um 5.53 Uhr und gegen 6.20 Uhr sind wir in Venezia Santa Lucia. Sehr angenehm ohne die Touristenmassen. Die Sonne ist inzwischen aufgegangen. Auffallend auf dem Weg zur Rialto-Brücke sind die Reinigungs-Geschwader mit ihren Reissig-Besen. Es gibt aber auch viel zu kehren…
Wegen des Feiertages ist auch die Fischmarkt-Halle völlig leer. Am Markusplatz laufen außer den Besenleuten nur eine Handvoll ambitionierter Hobbyfotografen rum. Soeben passiert ein gewaltiges Kreuzfahrtschiff die Passage zwischen San Giorgio und Markusplatz. Nachdem wir die Atmosphäre des nahezu leeren Platzes genossen haben, laufen wir zurück zur stazione ferrovia und haben noch eine halbe Stunde Zeit bis zur Abfahrt des Zuges. Auf der Rückfahrt werden zum ersten Mal, seit wir in Italien sind, unsere Fahrkarten kontrolliert.
Zurück in unserer Casa wecken wir die Kinder und essen Frühstück. Dann werden wir müde und schlafen bis um elf.
Maria schlägt uns vor, nach Chioggia (sprich: Kijotschja) zu fahren, einen Badeort am südlichen Ende der Lagune, das auch Klein-Venedig genannt wird. So brechen wir gegen 12.00 Uhr auf. Leider hat irgendwie auch der ganze Rest der Italiener heute die gleiche Idee gehabt, denn sowohl bei der Hin- wie auch bei der Rückfahrt verbringen wir viel Zeit im Stau.
Es hat wohl mit dem Feiertag und mit dem Beginn der Badesaison zu tun. Unser Außen-Thermometer zeigt zeitweise 29° Celsius. Und das Mitte April!
Im Ort selber isset ganz schön. Heute findet eine Art Antik-Markt auf der wichtigsten Straße statt. Auch diese Altstadt ist von Kanälen durchzogen, die von Brücken überquert werden. Allerdings gibt es hier Autos, und davon genug. In einer Trattoria essen wir Bruschietta bzw. Toast und kaufen anschließend 2 venezianische Masken.
Nachdem Besuch der herrlich kühlen Kirche des heiligen Domenikus (oder so ähnlich) und einigen Fotos später fahren wir in den Stadtteil Sottomarina an den Strand und Max und Papa steigen mutig in die Fluten der Adria – mit den Füßen. Am Strand liegt die Windchill-Temperatur deutlich unter 29°C und niemand badet. Wir essen jeder ein Eis und sehen einen sehr kleinen Hund.
Zurück zum Auto und nach ca. einer Stunde Stop’n Go sind wir, nachdem wir am Self-Service für 20 € getankt haben, wieder in unserer Küche und Mama und Jule kochen Spaghetti mit scharfem Pesto und Erbsen. Die Sonne ist inzwischen untergegangen.